|  |   Klaviaturen Gestalt und Bespielbarkeit Teil 1   von Herbert Henck     Teil 1 Teil 2
     Kapitel 1Die Klaviatur als chiffrierte Chromatik
 Die folgenden Überlegungen nehmen ihren Ausgang bei der Konstruktion der sogenannten variablen Akkordleiste, einem mechanischen Hilfsmittel, das die Möglichkeit bietet, auf 
                                einer Klaviertastatur alle erdenklichen und vorstellbaren Akkorde anzuschlagen, wobei Rücksichten auf manuelle Spielbarkeit oder die geläufige Aufteilung in Unter- und Obertasten entfallen. 
                                Dieses Gerät erfand ich 1994, erst in Gedanken, dann in Skizzen auf dem Papier, und ein Text darüber mit dem Titel Entwurf einer variablen Akkordleiste. Konstruktion – Funktionen – Anwendung liegt im Manuskript vor; eine Kurzfassung dieser Beschreibung ist in meinem Buch Klaviercluster eingeschoben. [1] Die praktische und eigentlich musikalische Erprobung der dort mitgeteilten Ideen und Veränderungsvorschläge steht noch aus, und vieles ist spekulativ, doch scheint es mir, als ob sich zunächst dem Improvisierenden neue Erfahrungen des Klavierspiels erschließen können. Die Überlegungen zielen dabei nicht auf die Ablösung des vorhandenen Tastensystems durch ein anderes, sondern stets geht es nur um eine Ergänzung und wechselseitige Bereicherung von Altbekanntem und Neuem.
                             Die Universalleiste hebt – nur so viel sei an dieser Stelle erwähnt – im Bereich ihrer Regulierschrauben für die Anschlagsstifte sowie der an ihnen befindlichen Skala 
                                die mechanisch-optische Gliederung der Klaviatur in Ober- und Untertasten auf und bietet den Spielern die chromatische Anordnung der Saiten ungebrochen. Diese Dechiffrierung lockert die starke 
                                geschichtliche Prägung der Tastenanlage und fördert eine vergleichsweise neutral empfundene, physikalisch-objektive, ja wissenschaftliche Betrachtung der instrumental verfügbaren Tonhöhen. Zugleich wird 
                                ein Denken sowohl in systematische, lineare wie nur statistisch fassbare musikalische Zusammenhänge geöffnet, die sich sowohl kompositorisch wie improvisatorisch verwirklichen lassen – Zusammenhänge, die 
                                ungleich weniger belastet sind von dem überlieferten, pianistisch verinnerlichten Tastengebrauch und somit dem Streben nach künstlerischer Autonomie entgegenkommen. Das vertraute Bild der Klaviatur wird dabei durch 
                                das bereits Immanente ergänzt, sichtbar und wieder bewusst gemacht. Der chromatische Aufbau des Saitenfeldes der Klavierinstrumente ist zum einen eine physikalisch ausgerichtete Ordnung, und exakte Berechnungen und Bemessungen von Saitenlängen, 
                                -stärken, -spannungen, Material, Elastizität usw. gehen ihm voraus und stehen völlig im Vordergrund bei der sich immer von dem Gehör zu rechfertigenden Konstruktion des Instrumentes. Die vom Bass sich zum Diskant 
                                hin verkürzenden und zugleich verjüngenden Saiten beeinflussen beim Flügel maßgeblich die äußere harfenartig geschwungene Gestalt, und der sich aus dieser Einrichtung ergebenden Kurve passen sich nach unten die 
                                Formen von Gussplatte, Resonanzboden und Rasten, seitlich die der Zargen und nach oben die des Deckels an. Zum anderen ist die Chromatik mit einer gleichschwebenden Temperatur ein enharmonischer Kompromiss, der in einem bestimmten historischen Abschnitt der Entwicklung der 
                                Klavierinstrumente getroffen wurde, um eine maximale funktionsharmonische Beweglichkeit zwischen allen Tonarten und eine optimale Modulationsfähigkeit zu erreichen. Die Tonhöhen sollten dabei grundsätzlich als 
                                gleich große Stufen mit gleich großen Spannungen empfunden werden können, wobei zugleich die Schwebungen, die unvermeidlich auftraten, auf ein Mindestmaß der Hörbarkeit zu beschränken waren. Diese Ordnung ist plausibel, übersichtlich, lässt sich hinreichend leicht abstrahieren, in wesentlichen Punkten zahlenmäßig erfassen und graphisch abbilden. Gleichwohl ist nicht zu 
                                übersehen, dass sie nur eine von unendlich vielen Möglichkeiten ist, die Oktave oder den zur Verfügung stehenden Ambitus zwischen einem höchstem und einem tiefstem Ton in Intervalle zu unterteilen, und 
                                dass mit der Wahl einer chromatischen und gleichschwebenden Ordnung eine ebenso konsequente Entscheidung getroffen wurde wie mit der Wahl der Diatonik als Grundlage der Tastatur. Die diatonische 
                                Tonfolge lässt sich im übrigen nicht weniger stimmig als die Chromatik aus akustisch-physikalischen Voraussetzungen entwickeln, und historisch gesehen erscheint die Diatonik nicht etwa als Auswahl bestimmter Töne 
                                aus der umfassenden Chromatik, sondern umgekehrt die Chromatik als Ableitung und Ausbau der Diatonik. [2] Die Klaviatur in ihrer heutigen Form ist bekanntlich eine optisch überwiegend weiße, periodisch gemusterte längliche und nach unten abgewinkelte Fläche, die von den Zweier- und 
                                Dreiergruppen der schwarzen Obertasten farblich und räumlich gegliedert wird. Abgesehen von lediglich dem geweckten Auge wahrnehmbaren Breitenunterschieden [3] ist die Folge der Untertasten ein ebenmäßiger Puls, der die Grundlage des Spielfeldes bildet. Die Gruppen der Obertasten sind entsprechend ein hiervon sich räumlich abhebender intermittierender Puls, ein Puls, der sich auf höherer Ebene durch Wiederholung von Fünfergruppen auszeichnet, die ihrerseits alternierend aus Gruppen von 2 plus 3 Obertasten bestehen. Beide Tastengattungen besitzen auf Grund ihrer eigenen Farben, Formen und Räumlichkeit ein so hohes Maß an optischer Idiomatik, dass der Aspekt ihrer komplementären Chromatik verdeckt und chiffriert wirkt.
                             Betrachtet man beide Gattungen in ihrer Beziehung zueinander, so wird zunächst erkennbar, dass die Linearität der Obertasten stets durch das Auftreten von je zwei Untertastenpaaren in 
                                jeder Oktave (die Halbtonschritte e–f und h–c) aussetzt, dass ansonsten aber ein regelmäßiger Wechsel der Tastengattungen stattfindet. Dieser Wechsel ist freilich kaschiert oder besser 
                                nivelliert durch den Winkelschnitt in den Untertasten, der sie, ungeachtet ihrer Unterbrechung durch die Halbtöne der Obertasten, an der Vorderkante wieder zu gemeinsamem räumlichem Abschluss zusammenführt [4] Zwei Symmetrien in jeder Oktave sind das Resultat des Ineinandergreifens der Tastengattungen – Symmetrien, die von den Klavierbauern nicht willentlich und funktional in 
                                die Klaviatur einbezogen worden waren, sondern die sich aus den diatonischen Vorgaben ebenso unbeabsichtigt, ja zwangsläufig ergaben wie etwa die Möglichkeit, die beiden Tastengattungen separat durch Glissandi oder 
                                Cluster zum Klingen zu bringen. Denn nimmt man ein beliebiges d oder gis als Startpunkt und Spiegelachse (freilich dürfen diese Töne nicht ganz am Ende der Klaviatur liegen), trifft ein gleichzeitiges tastenweises Auf- und Absteigen (Pendeln) stets auf dieselbe Tastengattung (Obertasten hier farblich von den Untertasten unterschieden):
                                
 
 [
                                 
                                    
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 | bzw. | gis | 
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 | usw. |  
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 Erst im Juni 2005 entdeckte ich in einem großen Aufsatz von Hans Joachim Moser, dass der deutsch-amerikanische Musiktheoretiker Bernhard Ziehn (1845–1912) eben dieses System verwendet hatte,
 
                                    „um die beiden Hände völlig symmetrisch zu schulen und zu entwickeln, indem die Übungen für die eine Hand so eingerichtet sind, daß sie sich zu strengster 
                                        Spiegelbildlichkeit umkehren lassen, oder bei Zweihändigkeit die Schwierigkeiten der einen Hand in der andern genau wiederkehren lassen.“ [4a]  Die zwei Abbildungen, die sich enger auf die Noten beziehen und die Entsprechung zur symmetrischen Anordnung der Finger in beiden nebeneinander liegenden Händen des 
                                    Klavierspielers besser zeigen, seien hier aus Mosers Aufsatz übernommen:   
                                     
                                        
                                            |  |    
                                         
                                            
                                                |  |    Was vielleicht aber noch bemerkenswerter ist als diese Nutzung der Klaviaturgestalt zu einer ebenmäßigen Ausbildung der Hände, ist der Umstand, dass Bernhard Ziehn 
                                            dieses System der Symmetrien „später zu einer ganzen Kompositionstechnik weiterentwickelt hat“ und zu einer Reihe von harmonischen und satztechnischen 
                                            Überlegungen kam, die weit in die Moderne weisen. [4b] Inzwischen ist auch Ziehns Buch Canonical Studies. A New Technic in Composition im Internet als download 
                                            der Erstausgabe von 1912 erhältlich, und das Interesse an Ziehns Theorien scheint allmählich zu wachsen. [4c] Gleichwohl möchte ich nicht versäumen, auf Chicago 
                                            Tribute (1990–1991) des amerikanischen Komponisten Kyle Gann (geb. 1955) aufmerksam zu machen, der sich in diesem Werk für acht Instrumente ausdrücklich auf 
                                            eine harmonische Spirale bezieht, wie sie von Ziehn beschrieben wurde. [4d] Da das Thema der Symmetrien nun einmal angesprochen ist und in der jüngeren Vergangenheit bereits eine so bemerkenswerte Behandlung erfuhr, sei ergänzend 
                                            erwähnt, dass sich noch weitere Symmetrien in der Tastenanlage finden lassen, auch wenn die beiden genannten Arten die einzigen sind, die sich in beiderlei Richtung 
                                            beliebig erweitern lassen, ohne die Symmetrie aufzugeben. Gleichviel seien nicht jene kleineren Symmetrien übersehen, die nur teilweise zusammenfallen mit den schon 
                                            genannten Skalen. Entscheidend ist, ob man eine einzelne Taste oder ein Tastenpaar als Ausgangspunkt der Symmetrie wählt.  Statt von einem einzelnen, als Spiegelachse dienenden Ton (d oder gis) kann man ebenso gut von zwei nebeneinander liegenden Tönen ausgehen, die zu verschiedenen Tastengattungen gehören. Als virtuelle Achse dient dann ein Paar 
                                            aus Unter- und Obertasten (f-fis bzw. b-h [Obertasten unterstrichen]):
           Achse f-fis:  | e-g | es-gis | d-a | des-b | c-h | h-c | b-cis | a-d | as-dis | g-e |
                                            fis-f | [Achse:] f-fis |
 Dann oktaviert weiter wie zu Anfang
 
 Achse b-h:   | a-c | as-cis | g-d | ges-dis | f-e | e-f | es-fis | d-g | des-gis | c-a |
 h-b | [Achse:] b-h |
 Dann oktaviert weiter wie zu Anfang
 
 Wie man sieht, wiederholen sich die Achsentöne zunächst in ihrer Umkehrung, dann in ihrer oktavversetzten Originalform, bevor die chromatische Fortschreitung nach oben 
                                            und unten die Töne des Anfangs wiederholt. Noch andere Symmetrien, die zu kürzeren symmetrischen Skalen führen, lassen sich finden oder auch Skalen, die (anstatt in Spiegelbewegung auseinander streben) sich 
                                            streng parallel bewegen, doch wäre dies kein guter Ort, sich über all dieses zu weitläufig auszubreiten, und somit mag das Aufzeigen des Ansatzes genügen. 
                                            Konzentriert man sich einmal auf das Bild der traditionellen Tastatur und lässt sich nicht von deren scheinbar weißer Grundlage ablenken, werden alle genannten Symmetrien 
                                            wie auch noch andere schnell sichtbar, denn es sind keine akustischen, sondern in allen Fällen optische. Die Frage, wie es zu diesen Symmetrien und einer doppelten 
                                            Bestimmung durch die Proportion 5 : 7 kommt, habe ich in einem Aufsatz mit dem Titel Symmetrie der Tasten behandelt. Damit zurück zur Tastenanlage. Insgesamt zwingt die Klaviatur die Chromatik räumlich 
                                            und tastenfarblich in eine hoquetusartig rhythmisierte Gestalt, die sich grifftechnisch ganz aus der Geschichte begründet, akustisch aber heute fast keine Entsprechung mehr hat. 
                                            Dies hat seine Ursache darin, dass der ursprüngliche Ansatz, der die Belegung der Tasten mit Tönen leitete, ein diatonischer und kein chromatischer war. Die 
                                            Untertastenfolge mit den ihr eingebundenen Kirchentonarten bildete die diatonische Skala optisch befriedigend ab und machte sie zugleich zum praktischen Gebrauch 
                                            geeignet. Die Möglichkeit, chromatische Tonfolgen zu spielen, war nach Einführung der Obertasten zusätzlich gegeben, doch gab es keinen vernünftigen Grund, mit einer 
                                            inzwischen über sechshundertjährigen Tradition zu brechen und beispielsweise die Chromatik zu einem Ausgangspunkt der Klaviatur zu machen. Die Klaviatur bildet in ihrer ursprünglichen obertastenlosen Form die Verknüpfung einer musiktheoretischen Abstraktion, nämlich des diatonischen, kirchentonartlich 
                                            geprägten Modus, mit dem Wunsch, diesen durch Tasten und Fingerbewegungen möglichst mühelos in jeder erdenklichen Erscheinungsform ausführen zu können. 
                                            Ausgesprochen virtuoses und rein instrumentales Spiel dürfte zunächst noch keine Rolle gespielt haben, und alles diente zunächst wohl der Imitation des Gesanges. Die erst 
                                            später hinzugetretenen Obertasten sind Nachträge zwischen den Ganztönen der Untertasten und führen unwillkürlich zu einer versetzten, komplementären Tastenreihe 
                                            zweiter Ordnung, deren Gestalt und Tonhöhen aber ganz von den Vorgaben der Untertastenreihe abhängig sind und nur eine lückenfüllend bedingte, sich ergebende, mechanisch verfügte Stellung haben.   Kapitel 2Klaviatur und Notation
 Zusammenhänge von Bespielbarkeit und Lesbarkeit
 Im Bereich der bei uns üblichen Notation hat die historische Entwicklung der Klaviatur ein Äquivalent im Fehlen von Vorzeichen bei den Noten der Untertasten, während die 
                                            Obertasten nicht eigenständig, sondern einzig auf dem Umweg über die über oder unter ihnen liegenden Tasten und Töne notiert werden können. Versetzungs- und 
                                            Auflösungszeichen geben dabei die Richtung des Bezuges nach oben oder unten an. Dies belastet die Chromatik notationstechnisch mit einem Maximum an Vorzeichen und 
                                            macht sie besonders dann visuell, auf dem Papier, schwer fasslich, sobald in einer mit Mustern arbeitenden Musik kleine und nicht regelmäßige Abweichungen von einer erwarteten Stufenfolge auftreten. [5] Andererseits kann sich auch das Fehlen von Vorzeichen nachteilig auf Lektüre und Spiel auswirken, da hier die Gestaltenarmut der 
                                            Notation mit jener auf den Tasten ähnlich einhergeht. Der Einbezug von Obertasten kam, zumal bei wachsendem Umfang der Tastatur, der physischen Bequemlichkeit der Fingersätze zugute, denn die Ausführbarkeit nicht nur 
                                            chromatischer Tonfolgen wird durch das Auftreten von Obertasten grundsätzlich erleichtert. (Die diatonische Untertastenreihe war die einzige Skala, welche die Abfolge 
                                            der Tasten auch optisch verband und nach der Einfügung von Obertasten den Anschlag einzelner Tasten auch ohne jedes Abzählen sofort korrekt erlaubte.) Einerseits 
                                            verkürzen sich die Wege zwischen den Tasten auf ein Minimum, andererseits bieten sich vielfach Möglichkeiten zum Daumenuntersatz oder zum Übersetzen längerer Finger 
                                            über kürzere. Beides kommt einem geschmeidigen und virtuosen Spiel entgegen und macht die chromatischen Fingersätze grundsätzlich angenehmer als die vieler anderer 
                                            Skalen, deren Tastenabstände den Fingerbreiten weniger gut entsprechen. Dieser Umstand macht sich um so eher bemerkbar, je schneller die Töne aufeinander 
                                            folgen. Bei dem Experiment ist zusätzlich zu beobachten, dass beide Skalentypen um so unbequemer werden, je mehr sie sich aus dem Mittelfeld in die Extremlagen des 
                                            Instrumentes bewegen und je mehr sich die Hände dabei verwinkeln müssen. Dieser Eigenheit versuchten manche Klavierbauer durch eine strahlen- oder bogenförmige 
                                            Anordnung der Tasten zu begegnen (wie Fred Clutsam, 1907 oder Albert Schulz, 1908). [5a] Umgekehrt ist eine Skala um so einfacher spielbar, je mehr sie sich der 
                                            Mittellage und einer bequemen, entspannten Sitz- und Spielhaltung nähert. Für die linke Hand sind daher aufwärtsgerichtete Skalen, für die rechte abwärtsgerichtete 
                                            grundsätzlich die einfacheren und anatomisch natürlicheren. Unmittelbar ablesbar wird dies, sobald man den oft nur halb bewussten Vorgang des nervösen Fingertrommelns 
                                            betrachtet, denn hierbei werden die Finger beider Hände meiner Beobachtung nach stets vom kleinen Finger hin zum ruhenden und in Richtung des die Hand stützenden 
                                            Daumen und  nie umgekehrt bewegt, was einmal fallende, ein andermal steigende Skalen zur Folge hat, stellt man sich diese Fingerbewegung auf eine Klaviatur übertragen vor.   
                                             
                                                
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 Gerade der Mangel an Gliederung und die längeren Wege, die die Finger bei jedem 
                                                Unter- oder Übersetzen zurückzulegen haben, scheinen mir dafür verantwortlich, dass in traditioneller Musik die Fingersätze der Untertastenskalen die am schwersten erlern- 
                                                und erinnerbaren sind, denn jedes Auftreten von Obertasten stellt zugleich eine Art Brücke zwischen den Untertasten dar und bewirkt eine Orientierungs- 
                                                und Gedächtnishilfe. Optisch gruppieren die Obertasten die homogene Reihe der Untertasten, machen deren Töne überhaupt erst schnell und zuverlässig auffindbar und 
                                                schaffen damit eine der wesentlichen Voraussetzungen, die Tastatur aus der Mittellage heraus in Richtung Bass und Diskant bis zu ihrem heutigen Ambitus systematisch zu erweitern. Deutlich wird an diesem Punkt, dass ein Unterricht, der auf dem Dur-Moll-System 
                                                gründet und mit der vermeintlich „leichten“ und originalen C-Dur-Tonleiter beginnt, primär von der scheinbaren Einfachheit der Untertastenreihe ausgeht und sich am 
                                                einheitlichen Weiß von Tasten und Notenbild orientiert. Der Bezug auf das optisch Stimmige ist gleichwohl nur eine Gewohnheit, die vernachlässigt, dass gerade 
                                                die konkrete, physische Gestalt der Klaviatur von C-Dur technisch-praktische Schwierigkeiten aufwirft, die es vor allem den kleineren Fingern und Händen junger Spieler schwer macht. Trotz vieler Vorzeichen auf dem Papier liegt unter anderen die Skala in H-Dur bedeutend besser in der Hand als jene in C-Dur: Da in H-Dur 
                                                sämtliche Obertasten auftreten, hat man bei der Erlernung nur an die beiden Untertasten h und e als Besonderheiten zu denken, die beide mit Daumenaufsatz 
                                                nahtlos auf die zwei Obertastengruppen folgen. Dies fällt umso leichter, als der Daumen beim Skalenspiel grundsätzlich nur auf Untertasten trifft. Das zwischen diesen zwei 
                                                weißen Stützen Befindliche ergibt sich gewissermaßen von selbst und ist unabhängig von linker oder rechter Hand. Bei Fis-Dur ließe sich die Abfolge der Tasten und Töne entsprechend mit Daumen auf h und eis, bei Des-Dur auf f und c erlernen. Damit 
                                                stellen die Tastengattungen gerade dort, wo die Fülle der Vorzeichen zur Unübersichtlichkeit führt, eine Merkhilfe dar. Vorzeichen oder Tonarten spielen hierbei 
                                                nur eine Nebenrolle, denn es geht zunächst nur um die Ausführung, nicht die Aufzeichnung der Anschläge. Hans Joachim Moser empfahl daher, dass man 
                                                klavierpädagogisch von der Des-Dur- und H-Dur-Tonleiter als Norm ausgehen solle, „um das Fingersatz-Gefühl von Anfang an richtig zu erziehen.“ [5b] Und Kurt Schubert 
                                                (1891–1945) schrieb in seiner von Moser initiierten und in der zweiten und dritten Auflage betreuten Technik des Klavierspiels, dass Chopin in seinem Unterricht das 
                                                Tonleiterstudium „bekanntlich“ mit den Tonarten Des-Dur, H-Dur und Fis-Dur begonnen habe. [5c] 
                                                
                                                    
 Alle fünf Obertasten      Untertasten          Enharmonische Entsprechung
 (Daumen)
 H-Dur  /  Gis-Moll:        h – e                   Ces-Dur / As-Moll:    ces – fes
 Fis-Dur / Dis-Moll:        eis – h                 Ges-Dur / Es-Moll:    f – ces
 Cis-Dur / Ais-Moll:       his – eis               Des-Dur  /  B-Moll:   c – f
 
 
 Tonleitern mit allen (schwarzen) Obertasten, Mollskalen melodisch abwärts.
 
 
 Gerade bei Anfängern haben diese Verfahren den Vorzug, dass unter der Hand die Meinung gar nicht erst entstehen kann (oder korrigierend angegangen wird), 
                                                eine musikalische Ausführung wäre auf den Tasten umso schwieriger, je mehr Vorzeichen zu berücksichtigen seien. Diese nicht nur landläufige Meinung gründet vor 
                                                allem auf dem Bild der Noten und geht von seiner Übereinstimmung mit der Spielbarkeit aus. Was schon schwer zu lesen ist, muss ja auch schwer zu spielen sein. 
                                                Dies ist zwar oft auch richtig und gewiss keine Ausnahme, doch ist das Gegenteil ebenso möglich, und ein Skalenspiel, das die Obertasten von Anbeginn einbezieht und 
                                                nicht auf „später“ und die Zeiten eines weiter fortgeschrittenen theoretischen Verständnisses vertröstet, weckt den Sinn für die Zusammenhänge von Notenbild und 
                                                Ausführung, verlangt nach Übereinstimmung und vermag dank seiner unorthodoxen und konsequenten Herangehensweise mehr Freude am Spiel zu bewirken. In der 
                                                Erkenntnis, dass getrennte Bereiche in Einklang zu bringen sind, scheint mir daher vielleicht der Hauptwert des Verfahrens zu liegen, denn es handelt sich um Optik, 
                                                Mechanik und Akustik, die vom Spieler individuell zu verbinden und auf die anatomischen Gegebenheiten von Händen und Muskulatur abzustimmen sind. Das 
                                                Problem entsteht gewissermaßen zwangsläufig durch eine Übertragung neuerer Musik auf ein in älterer Zeit und für deren Bedürfnisse entworfenes wie entwickeltes 
                                                Instrument, von dem man nicht erwarten kann, dass es sämtlichen Anforderungen, musiktheoretischen wie manuellen, gerecht werden kann. Die Reihe gleich großer weißer Tasten suggeriert darüber hinaus, man habe es auch 
                                                akustisch mit einer Reihe gleich großer Stufen zwischen den Skalentönen zu tun. Dieser irreführende Eindruck wird wiederum durch das Notenbild bekräftigt, denn analog 
                                                bedeuten hier gleiche graphische Abstände nicht gleiche akustische Intervalle: Die Stufe von einem Notenkopf auf der Notenlinie zu dem benachbarten zwischen den Linien 
                                                stellt ebenso wie zwei benachbarte Untertasten einmal einen Ganztonschritt, dagegen ein andermal einen Halbtonschritt dar. Kann man bei den Untertasten zumindest noch 
                                                sehen, dass an bestimmten Stellen Obertasten zwischen ihnen liegen, wirkt das Bild der diatonischen Schritte auf dem Notenpapier in sich unstimmig, und man muss sich auf 
                                                die Tasten berufen, um dieses Missverhältnis zu erklären. Hans Joachim Moser formulierte es in seinem Musiklexikon (meiner Auffassung nach etwas zu sibyllinisch) 
                                                folgendermaßen: „Eine kleine pädagogische Schwäche des Linien-Systems liegt darin, daß es zwischen großer und kleiner Terz nicht unterscheidet, gerade das 
                                                Halbtonproblem übergeht und so halb symbolische Verabredung bleibt.“ [5d] Die „Kleinheit“ der Schwäche sei jedoch dahingestellt, denn die Missverhältnisse sind 
                                                nicht auf den Halbtonschritt oder die Terz sowie deren Umkehrungen beschränkt: Der Abstand zwischen unterster und mittlerer Notenlinie ist einmal eine Quint (e–h), ein 
                                                andermal zwischen mittlerer und oberster Notenlinie ein Tritonus (h–f). Bei den übrigen Intervallen wiederholt sich dies. Man kann daher auch sagen, dass alle Intervalle von 
                                                dieser Verfälschung betroffen sind, wobei die Terzen keine Ausnahme sind, denn auf dem vorsichtig beanstandeten „Linien-System“ beruhen nun einmal unsere sämtlichen 
                                                musikalischen Intervalle. Tatsächlich empfinde ich noch immer einen kleinen Unterschied, einerseits in der zu spielenden und andererseits in der zu hörenden Distanz von vier oder fünf 
                                                nebeneinanderliegenden Untertasten. Denn sobald ich nach Akkorden in Dur oder Moll, die eine Quinte als Rahmenintervall haben, auf den Akkord h-d-f stoße, der über 
                                                genau denselben zu greifenden Tastenabstand verfügt, spüre ich mit der Verkleinerung im Tritonus-Intervall zugleich eine Verringerung der zu spielenden Distanz im Vergleich 
                                                mit den übrigen Quinten. Das Umgekehrte geschieht, wenn eine Reihe von Quarten auf den Untertasten zu spielen ist und ich hier ebenfalls auf den Tritonus f-h stoße, wo das 
                                                entstehende Intervall plötzlich größer als eine Quart ist. Diese Unterschiede sind aber leicht erklärlich durch den Umstand, dass der eine Tritonus zwei, der andere drei 
                                                Untertasten zwischen seinen beiden Tönen hat. Anders ausgedrückt: Einmal bedeutet dieselbe Fingerspannung eine Quart oder einen Tritonus, ein andermal eine Quint oder 
                                                einen Tritonus. In der Notation findet sich gewissermaßen das Äquivalent dieses Vorgangs, was im vorangehenden Absatz bereits besprochen wurde (hier). – Die 
                                                Hürden der Klaviatur sind daher in Einklang zu bringen mit der Notation, aber auch mit den Fingerspannungen und den hörbaren Intervallen. Diese Schwierigkeiten seien 
                                                freilich nicht überbewertet, denn es ist eine Gewohnheit, die nur im Stadium des Erlernens, nicht aber zugleich während einer künstlerischen Darbietung zu bedenken ist. [5e] Gleichwohl kostet das Lernen dieser Besonderheiten Zeit – Zeit, die einem niemand zurückgibt. Eine Angleichung der Notation an die Gestalt der Klaviatur wurde im zwanzigsten Jahrhundert am konsequentesten Josef Matthias Hauer (1883–1959) versucht, dem es 
                                                darum ging, die zwölf gleichberechtigten Halbtöne „in deutlich unterscheidbaren gleichen Stufen angeordnet“ zu sehen und so die „melische Bewegung rasch und sicher“ [6] ablesbar zu machen. Hauer betonte, dass ihm die Kategorisierung der astronomischen Anzahl möglicher Melosfälle erst durch die Verwendung der neuen 
                                                Notation einsichtig geworden sei. Eine ganz ähnliche Notation wie die von Hauer, der mehrere seiner Werke zunächst auch in der Zwölftonnotation drucken ließ, 
                                                hatte Ferruccio Busoni unter dem Eindruck von Schönbergs Klavierstücken op. 11 (1909) bereits 1910 veröffentlicht, [7] und Johannes Wolf nennt in seinem erstmals 
                                                1919 erschienenen Handbuch der Notationskunde nicht weniger als vierzehn Verfasser, die eine an der Klaviertastatur orientierte Notation befürworteten – 
                                                beginnend mit Michael Eisenmenger (1838) und endend mit Busoni. [8] Eine sich von Hauer unterscheidende Zwölftonnotenschrift, die mit fünf äquidistanten 
                                                Notenlinien arbeitet, entwickelte Othmar Steinbauer (1895–1962) um 1930. [8a] Gleichviel wird hier wohl der zweite Schritt vor dem ersten unternommen, 
                                                denn sinnvoller scheint es mir, zunächst das Instrument und seine Klaviatur und dann erst die Notation den aktuellen musikalischen Bedürfnissen wie auch dem 
                                                Spielvermögen der Hände anzupassen. Auch wenn Hauers Werke zum größten Teil in der konventionellen Notationsform vorliegen, so fügte er letzterer jedoch die Besonderheit hinzu, dass die Vorzeichen 
                                                jeweils nur für die Note gelten, vor der sie unmittelbar erscheinen, und dass Auflösungszeichen damit entbehrlich sind. Für den Interpreten hat dies den Vorteil, 
                                                dass der Notentext insgesamt entlastet wird. In Hauers Klaviersätzen stellt sich umgekehrt eine Lese- und Spielhilfe gerade durch den Umstand ein, dass jedes 
                                                Versetzungszeichen zugleich eine Obertaste bezeichnet, da niemals his, eis, ces und fes oder gar Doppelkreuze und Doppel-Bs zur Anwendung kommen. Bei Schönberg oder 
                                                in der Folge bei Vertretern des Serialismus dagegen trägt oft jede Note ein Versetzungs- oder Auflösungszeichen, was die Lektüre nicht eben erleichtert. [8b] Dieselbe Notationsform wie bei Hauer und anderen, die von den Obertasten ausgeht und diese in Form von Notenlinien wiedergibt, lässt sich indes auch bei einem 
                                                englischen Geistlichen und Erfinder namens Creed im 18. Jahrhundert nachweisen, allerdings nur als Zwischenstufe und Behelf im Rahmen einer mechanischen 
                                                Aufzeichnung des Klavierspiels, wobei besonders improvisierte Musik nachlesbar gemacht werden sollte. Die Beschreibung seiner Erfindung wurde von dem Wundarzt 
                                                und Schriftsteller John Freke (1688–1756), der auch mehrere Werke über die Lehre der Elektrizität veröffentlichte, an den Präsidenten der Londoner Royal Society gesandt, der Creeds Text samt John Frekes Begleitschreiben 1747 in den Philosophical Transactions abdrucken ließ. [9]   
                                                 Abbildung mit höherer Auflösung (62 KB) Das Prinzip des Aufzeichnungsverfahrens besteht darin, dass die Klaviertastenmit Schreib-Stiften versehen sind, welche beim Niederdrücken einen mehr oder minder langen Strich auf einer sich drehenden Papierrolle erzeugen. Die in Fig. 1 rechts oben von den weißen 
                                                    Obertasten ausgehenden Notationslinien ermöglichen ein Transkribieren der Aufzeichnung in die uns vertraute Notation.
   Ein musikpädagogischer Ansatz, der, wenn auch nur halb im Scherz, von der 
                                                    unmittelbaren Tastengestalt als Merk- und Lernhilfe ausgeht und sich damit den Konventionen der Notation entzieht, liegt in dem bekannten Flohwalzer vor, einem „Walzer“ ohne Dreiertakt, bei dem sich die Finger auch eines notenunkundigen Spielers 
                                                    an der oben genannten Symmetrie der Tastenanlage orientieren können. Ungeachtet der sechs beschwerlichen Vorzeichen auf dem Papier, der Richtlinien des 
                                                    Quintenzirkels oder komplexer enharmonischer Regeln geht man hier gerade von den Obertasten aus. Gruppieren sich in der rechten Hand die Intervalle dis-cis, fis-ais, f-h 
                                                    paarweise um den Ton d als Achse, so spiegeln sich die Töne fis, dis, cis beim Übergreifen der Linken über die Rechte um den Ton gis und werden zu ais, cis, dis. 
                                                    Der Symmetrie-Achsen-Ton gis wird aus der Musik jedoch ganz ausgeklammert, so dass nur 4 Obertasten (dis, cis, fis, ais) und zwei Untertasten f und h benutzt werden, 
                                                    was bewirkt, dass das Stück insgesamt 6 Tönen heranzieht. Die Abfolge der Töne in der rechten Hand lässt sich von der Gestalt der Hand ableiten, denn die Lücke 
                                                    zwischen Daumen und Zeigefinger wird der Lücke zwischen ais und cis zugeordnet; andererseits entspricht das Intervall zwischen dis und fis mehr oder minder dem 
                                                    Abstand des dritten und fünften Fingers. Der Gebrauch des „schwachen“ vierten Fingers wird rechts völlig vermieden, und die Hand bleibt ruhig in ihrer Ausgangslage. 
                                                    Beim Übergreifen im zweiten Teil wiederholt die rechte Hand den ersten Teil notengetreu und bleibt in ihrer anfänglichen Ruhelage, so dass Gedächtnishilfen, 
                                                    Tastenanlage und anatomische Gegebenheiten der Hände ineinandergreifen. Neben dem hoquetusartigen Spiel beider Hände, das eine ungeteilte Konzentration auf den 
                                                    jeweils anstehenden Anschlag einer Hand erlaubt, mag dies alles zur außerordentlichen Popularität des Flohwalzers beigetragen haben. – Ein angelsächsisches Pendant wären 
                                                    die Chopsticks („Ess-Stäbchen“), eine Musik für die Zeigefinger beider Hände, die in 
                                                    synchroner Repetition auf den Untertasten aus dem engstem Abstand zweier Tasten (nicht Tonhöhen) bis zur Oktave auseinander- und wieder zusammenrücken.  Grundsätzlich und unabhängig von solch schönen Ausnahmen ist die Klaviatur aber Abbild einer historischen Musikauffassung und -ausübung, Bestandteil einer 
                                                    mechanischen Apparatur, die infolge sich wandelnder, erweiternder musikalischer Wertungen und Bedürfnisse von der Diatonik zur Chromatik und von der reinen 
                                                    zur gleichschwebenden Stimmung fortschreitet. Umgekehrt dürften aber auch immer wieder bautechnische Neuerungen (etwa Qualitätsverbesserungen an der Mechanik) 
                                                    Komponisten zum Gebrauch von Strukturen bewogen haben, die früheren Zeiten noch unzugänglich waren.   Kapitel 3Klaviatur und Bespielbarkeit
 Zusammenhänge von Tastatur und Ausführung
 Zwar werden hier nicht alle Möglichkeiten untersucht, die den Zusammenhang einer 
                                                    Klaviatur und ihrer Bespielbarkeit ausmachen, doch da ein jeder auf einer Tastatur angeschlagene Ton oder Akkord zugleich auch die Wahl von mehr oder weniger 
                                                    Unter- und Obertasten ist, sei auf das Folgende hingewiesen. Die anatomisch begründete Beweglichkeit zwischen den Gattungen der Unter- und Obertasten, auf der 
                                                    heute fast alles Musizieren mittels einer konventionellen Klaviatur beruht, ist entscheidend für die Übereinstimmung der Hände mit den Tasten. Das Notierte nach 
                                                    Vermögen zu meistern und nicht auf sämtliche Eventualfälle vorbereitet zu sein, scheint mir indessen das wesentliche Kriterium der technischen Übungen zu sein. Die Schulung 
                                                    der Hände ist keine abstrakte und mechanische Angelegenheit eines intensiven Trainings, das alle Hürden vorhersieht, sondern die konkrete, gezielte Behandlung zu 
                                                    lösender Probleme, die sich in bestimmter Literatur stellen und sich nach intellektueller Durchdringung der Schwierigkeiten mit Hilfe spezieller Übungen manchmal auch besser 
                                                    angehen lassen. Zu diesem Zweck bilden natürlich optimal durchtrainierte Hände die besten Voraussetzungen, doch muss man wohl, allein um Zeit zu sparen, zunächst 
                                                    in Erfahrung bringen, was zu welchem Zweck geübt wird. Die Tastengattungen und besonders die Obertasten stehen hier aber weiterhin im Mittelpunkt. Dabei ist, noch vor der Berührung einer jeden Taste, für den gegenwärtigen Spieler 
                                                    zunächst ein grundsätzlicher Unterschied zwischen Unter- und Obertasten zu bemerken: Der Versuch, eine bestimmte Tonhöhe auf den Untertasten zu finden, ohne 
                                                    die Obertasten zu Hilfe zu nehmen, ist fast unmöglich, sofern man nicht über einen sehr geringen Untertasten-Ambitus hinausgeht oder über ein absolutes Gehör verfügt. 
                                                    Umgekehrt lässt sich eine bestimmte Obertasten-Tonhöhe vergleichsweise einfach finden, da man sich an den deutlichen Zweier- und Dreiergruppierungen der Obertasten 
                                                    schnell orientieren kann, und somit sogar eine jede Obertasten-Tonhöhe rasch auffindbar ist, ohne die Untertasten jemals zu gebrauchen. Die Obertasten sind in blindem Spiel ohne die Untertasten sofort identifizierbar, die Untertasten aber fast nur 
                                                    über die Obertasten. Allenfalls die letzten Untertasten ganz rechts oder links scheinen sich sofort benennen zu lassen, doch geht gerade hier wohl immer eine Orientierung an 
                                                    den Obertasten voraus, und man bringt dieses Wissen oft schon mit. Man stelle sich eine Reihe von Untertasten ohne Obertasten vor, um die hierdurch 
                                                    auftretende Schwierigkeit zu verstehen. Der Vorgang gliche dem Aufschlagen einer bestimmten Buchseite, ohne dabei ein anderes Hilfsmittel als das des Augenmaßes zu 
                                                    haben; die Obertasten sind dann eine Art von „Lesezeichen“, durch welche eine genauere Orientierung erst ermöglicht wird. Zuvor hätte man bloß sagen können, dass 
                                                    eine Buchseite mehr vorne, eher in der Mitte oder weiter hinten sei. Bei den Untertasten ohne Obertasten kann man entsprechend zunächst nur angeben, ob Töne 
                                                    mehr unten, eher in der Mitte oder weiter oben liegen. Die Vorhersagbarkeit, welcher Ton erklingen wird, ist bei den Obertasten jedenfalls ungleich größer als bei den 
                                                    Untertasten, da man zum einen die Oktavlage ablesen kann, zum anderen innerhalb jeder Oktave eine Eindeutigkeit über die Tonhöhe der Tasten vorliegt.  Wie mühsam gerade Anfängern das Finden des eingestrichenen c als Ausgangston in der Mitte der Untertasten sein kann, zeigt sich durch die Orientierung an dem 
                                                    Schlüsselloch in oder über der Klappe oberhalb der Tasten, nach dem diese eine Taste gelegentlich auch als Schlüssel-C bezeichnet wird, da in diesem Stadium des Lernens 
                                                    ein Bezug auf die Obertasten oft noch fehlt. Freilich ist die Sichtbarkeit (nicht die 
                                                    Hörbarkeit) hierbei das Hauptmerkmal der Tasten, und allenfalls mag die Haptik der Tasten noch eine Rolle spielen. Doch unterscheiden wissenschaftliche Untersuchungen 
                                                    nur selten, auf welche Weise etwas wahrgenommen wird, solange es sich nicht gerade 
                                                    um Blinde handelt, mit denen man es ausnahmsweise zu tun hat. Das Wesentliche ist die menschliche Wahrnehmbarkeit, gleichgültig, wie diese Wahrnehmung zustande 
                                                    kommen mag, und Hauptsache ist, man kann sofort bei dieser Anordnung die Tonhöhen und rasch den Beginn der nächsten Oktave erkennen. Somit wären auch 
                                                    Blinde dazu in der Lage, jede beliebige Taste mit dem manuellen Gefühl zu finden, sobald es konventionelle Ober- und Untertasten gibt. – Zu einem Fernschreibe-Code, dem sog. Baudot-Code vgl. Anm. [9/9a] Die heutige Notation steht zu dieser praktischen Erfahrung geradezu in Gegensatz, denn 
                                                    Einfaches und Eindeutiges auf Seiten der Tasten korrespondiert hier mit Kompliziertem und Vorzeichen bei Obertasten auf Seiten der Notation. Dies führt dazu, dass die 
                                                    visuelle Seite der Notation gewöhnlich dominiert und der Charakter der Tonarten repräsentativ in den Vordergrund rückt, während die Ausführbarkeit der Tonarten nicht 
                                                    einmal mehr am Rande in Betracht gezogen und diskutiert wird. Meiner Erfahrung nach beeinflusst die schlechtere oder bessere Spielbarkeit aber durchaus die Wahl einer 
                                                    Tonart durch die Komponisten – vor allem wenn sie (wie Liszt) selbst Pianisten sind oder waren –, und an den Repetitionen lässt sich dies auch gut zeigen (siehe unten). Nicht allein die Wahl eines Tonartencharakters ist es, die den Komponisten zum 
                                                    Des-Dur auf dem Klavier greifen lässt, sondern mitunter auch das Vorhandensein einer größeren Anzahl von Obertasten, so dass die Tonart den Spielern manchmal geradezu 
                                                    hilft, unter anderem Repetitionen auszuführen. Dass vermeintlich „schwere“ Stücke hierbei oft leichter zu spielen sind, als die Notation aufgrund eines Übermaßes an 
                                                    Vorzeichen vermuten lässt, ist eine Erfahrung, die manchem Theoretiker der Tonarten offenbar abgeht. So wird ein zentraler Bereich der Musikausübung geradezu 
                                                    ausgeklammert, der eine Tonart wählte, um Dinge in Noten, Tasten und Fingern praktikabler umzusetzen, während die Lesbarkeit zugleich erschwert ist. Natürlich kann 
                                                    es auch vorkommen, dass Repetitionen nicht im Vordergrund stehen und dass das Des-Dur anderer Eigenschaften wegen von einem Komponisten herangezogen wurde. 
                                                    Aber die Vernachlässigung des Umstandes, dass manche Tonart wegen ihrer Ausführbarkeit und nicht anderer Dinge wegen gewählt wurde, scheint mir unübersehbar. Dies führt weiterhin zu der Frage, ob die Ausführbarkeit der Musik und ihre 
                                                    Verbundenheit mit der Tastengestalt überhaupt wahrgenommen werden, und dabei zeigt sich nicht allein die außerordentliche Abhängigkeit der Forscher, Leser, Spieler 
                                                    und Hörer von einer bildhaften Darstellung der Musik in der Notation, sondern diesem Aberwitz ist es auch zu danken, dass immer wieder Komponisten auftreten und 
                                                    vollmundig von sich sinngemäß behaupten, das „schwerste Stück“ für Klavier unter der Sonne geschrieben zu haben – wobei sie eher von der ihnen vertrauteren 
                                                    Lesbarkeit, doch kaum der ihnen fremderen Spielbarkeit der Musik sprechen. Es ist ja kein Verdienst, „schwere“ Musik geschrieben zu haben, sondern es ist nicht mehr und 
                                                    nicht weniger als eine Sackgasse der Musik, die aus der Vergegenwärtigung des Vergangenen lebt. Man braucht ja nur Schicht auf Schicht zu türmen, bis schließlich 
                                                    auch der beste, fähigste und gutwilligste Interpret das Handtuch wirft und das geschriebene Werk kurzerhand als „unspielbar“ bezeichnet: oft genug zur großen 
                                                    Genugtuung der Komponisten, die ja schon immer wussten, in welch guter Gesellschaft sie sich bewegen. Die „Schwerheit“ der Ausführbarkeit kann nie ein Maßstab werden, 
                                                    an dem Musik sich zu beweisen hätte, doch ebenso würde man das Gegenteil, die „Einfachheit“, nicht zur Grundlage von Musik machen wollen. Beides kann einmal 
                                                    richtig, ein andermal falsch sein, doch gibt es dafür kein Rezept, wie man Kunst schafft. Beides kann stimmen, solange es man nicht verabsolutiert und es stets „den Anderen“ 
                                                    als was auch immer für eine Vorschrift aufbürdet. Aber zurück von solch unsinnigen Eitelkeiten zu Wichtigerem: Es ist durchaus möglich, 
                                                    dass die Ausführung sehr schneller Repetitionen auf dem Klavier eine periphere Erscheinung ist; in ähnlicher Weise wäre aber weiteren Phänomenen des Klavierspiels 
                                                    nachzugehen und ihre Verbundenheit mit den Tonarten, in denen sie stehen, zu prüfen. Die einheitlich „weiße“ Farbe der Untertasten ist gleichwohl maßgeblich für die heutige 
                                                    Grundlage des Klavierspiels, wenn die Erfahrung auch Anderes zeigt. Doch ist gerade die Gleichartigkeit der Untertasten verantwortlich für die Schwierigkeit ihrer Erfassung 
                                                    durch die Spieler. Die Untertasten waren bei ihrer Erfindung ja auf einen kleinen Ambitus beschränkt, und in diesem Rahmen, in dem es Obertasten noch gar nicht gab, 
                                                    konnte man die Menge der Tasten noch gut einschätzen oder sogar abzählen. So könnte man behaupten, dass die Ausdehnung der Klaviatur nach links oder rechts, zum 
                                                    Diskant oder Bass hin, zugleich zu einer Verschiebung der Wahrnehmung von den Unter- zu den Obertasten geführt habe, denn ehedem spielten allein „Tasten“ 
                                                    (Untertasten) in kleinem und überschaubarem Ambitus eine Rolle, während heute, vor allem nach dem 19. Jahrhundert, die Obertasten im Sinne einer Vergrößerung des 
                                                    Instruments mit bis zu acht vollen Oktaven (57 Unter- und 40 Obertasten; gewöhnlich 52 Unter- und 36 Obertasten) auf der Klaviatur in den Vordergrund treten. Erst um 
                                                    1900 herum waren die Instrumente völlig „groß geworden“. Nebenbei sei bemerkt, dass sämtliche mir bekannten Klaviaturen (egal ob bei Flügeln, Klavieren, Cembali 
                                                    oder Orgeln) am linken und rechten Ende mit Untertasten, nie aber mit Obertasten schließen – vielleicht aus ästhetischen, farbpsychologischen oder anderen Gründen. Freilich kann man die Vergangenheit nicht einfach korrigieren, und so muss 
                                                    man die Schritte der Anpassung, die an den Klaviaturen vorgenommen wurden – Erweiterungen (von Vortragssälen wie von Instrumenten) oder Verkürzungen (in der „kurzen Oktave“) – erst verstehen. Beides sind gute Beispiele, dass und wie 
                                                    man die Instrumente auf die von der Ausübung der Musik gegebenen Bedürfnisse abstimmte und die Bauweise der Instrumente sowohl den räumlichen Verhältnissen wie 
                                                    den innermusikalischen Überlegungen anglich. Doch hat man, gleich allen anderen Instrumenten, die mit Klaviaturen bespielbaren Instrumentein in ihrer geschichtlichen 
                                                    Befangenheit und Bedingtheit zu sehen, nicht als quasi abstrakte Tonerzeuger und gefühllose Werkzeuge, die alles können, was man von ihnen wünscht, sondern die 
                                                    zu jeder Zeit bestimmte musikalische Bedürfnisse erfüllten. * Hinsichtlich der Bespielbarkeit der Tasten lässt sich an den Tonrepetitionen bereits 
                                                    einiges bemerken. Der Vorgang kündigte sich in den Vorzeichen schon an – die ersten 
                                                    5 Vorzeichen, ob nun Kreuze oder Bs, stellen ja immer die 5 Obertasten dar –, ist also von den Tonarten abhängig, die sich für bestimmte Zwecke umso besser verwenden 
                                                    ließen, über je mehr Obertasten sie verfügten. Dass mehrere der sich hier anschließenden Beispiele aus einer Epoche stammen, in der die Gesetze der 
                                                    Funktionsharmonik noch gültig und Tonartenvorschriften üblich waren, verdankt sich unter anderem diesem Umstand. Man könnte mit etwas Übertreibung sagen, dass 
                                                    Komponisten die gewählten Tonarten heranzogen, um mit ihrer Hilfe und durch Gebrauch ihrer Klaviatur-Eigenschaften die Treffsicherheit der Finger auf den Tasten zu 
                                                    steigern. Dies war natürlich in Musik von hoher Geschwindigkeit eher der Fall wie auch in solcher, welche Tonrepetitionen in schnellem Tempo einbezog, die sich nun einmal 
                                                    infolge der größeren Bewegungsfreiheit der Finger und Hände besser auf Obertasten als auf Untertasten ausführen lassen. Die Obertasten ragen ja aus den einheitlich auf 
                                                    einer Ebene schließenden Untertasten räumlich hervor. (Weitere Eigenschaften der Obertasten werden hier genannt.) Man braucht aber nicht lange zu suchen, um 
                                                    dergleichen vor allem in Literatur der Klaviervirtuosen des 19. Jahrhunderts zu finden, denn selbst ein schnelles Durchblättern der Werke lässt Tempoangaben und 
                                                    Repetitionen im Notenbild erkennen. Für die Wahl der Tonart waren aber offenbar ganz praktische Gesichtspunkte ebenso der Überlegung wert wie ästhetische 
                                                    Einschätzungen über die Charaktere verschiedener Tonarten. Zu nennen wäre hier die Konzert-Etüde La Campanella nach Niccolo Paganini, 
                                                    die Franz Liszt zunächst in A-Moll und As-Moll, später in der endgültigen Form aber in Gis-Moll notierte. (Das Thema stammt aus dem Finalsatz von Paganinis zweitem 
                                                    Violinkonzert in H-Moll von 1826.) [9a] Das in diesem Haupttext hinsichtlich der 
                                                    Obertasten Gesagte trifft daher am ehesten auf die endgültige Niederschrift des Werkes in Gis-Moll zu. Im Vergleich zu Paganini erschwerte Liszt durch seine 
                                                    Notation zwar teilweise die Lektüre, doch im Wissen darum, dass ein Lesen von Noten im Augenblick einer konzertierenden Aufführung gar nicht möglich ist, 
                                                    erleichterte er das Geschriebene, indem er die Tonart auf die Vorgaben von Händen und Klaviatur abstimmte. So begann er die Musik auf der Obertaste es oder dis, die im 
                                                    Verlauf des Stückes immer wieder von der rechten Hand in teilweise sehr weiten und raschen Sprüngen zu erreichen war, und kam einem fehlerlosen Spiel durch die gute 
                                                    Sichtbarkeit dieser Taste sowie die Bewegungsfreiheit infolge des größeren Abstandes zur nächsten Obertaste (fis) entgegen. Hinzu kam aber wohl die Überlegung, dass 
                                                    Gis-Moll mit seinen fünf Kreuzen wesentlich besser zu dem Charakter des Stückes und dem „Glöckchen“ passte als As-Moll mit seinen sieben Bs, wo jeder Ton der abwärts 
                                                    führenden melodischen Skala mit einem Vorzeichen versehen ist und die Pianisten vielleicht zuerst an den Trauermarsch in Beethovens Klaviersonate op. 26 denken lässt. 
                                                    Liszts Transposition des Campanella-Themas von der originalen Tonart in H-Moll zu A-Moll, dann zu As-Moll und schließlich zu Gis-Moll geschah primär nicht einem 
                                                    Tonartencharakter zuliebe, sondern aus dem Grund, die Repetitionen auf den Obertasten besser (mit einem Minimum an Vorzeichen) ausführen zu können. Die 
                                                    Fehlerfreiheit war hier wichtiger, wodurch gegenüber dem Original zugleich eine Kreuztonart beibehalten werden konnte und diese über nur drei Kreuze mehr als das Original Paganinis verfügte.
                                                 Ähnlichen Überlegungen im Hinblick auf die benutzte Tonart begegnet man in Franz Liszts Ungarischer Rhapsodie Nr. 2 in Cis-Moll (erschienen 1851), wo in Friska die linke Hand mehrfach über die rechte greift, um dann im Diskant begleitende 
                                                    Obertasten anzuschlagen. Der Passus gehört zu einem Abschnitt des Stückes, der über zwei Seiten lang das cis beibehält – oft in schneller Repetition, später im Oktaven- und 
                                                    schließlich im Zwei-Oktaven-Abstand. Läge der Ton cis auf einer Untertaste, wäre 
                                                    diese Musik meiner Einschätzung nach erheblich schwieriger zu spielen, und größere Vorsicht wäre vonnöten, denn zwei nebeneinander liegende Untertasten sind wegen 
                                                    ihres geringeren Tastenabstands leichter versehentlich anzuschlagen als zwei nebeneinander liegende Obertasten. Dennoch ist diese populäre Rhapsodie Liszts 
                                                    mehrfach auch in der vermeintlich „leichteren“ Tonart C-Moll herausgegeben, aus der Berücksichtigung welcher Interessen auch immer. Sichtlich ist aber die Lesbarkeit 
                                                    höher bewertet als die Spielbarkeit. So kann man nur dankbar sein, dass diese „Erleichterung“ um einen Halbtonschritt nicht auch Franz Liszts Rigoletto-Paraphrase 
                                                    von Des-Dur nach C-Dur oder Ludwig van Beethovens „Appassionata“ von F-Moll nach E-Moll zuteil wurde, von deren Obertasten-Verwendung weiter unten die Rede ist. [9b] Ebenso handelt es sich bei den folgenden Absätzen, die vor allem aus dem 
                                                    Klavierwerk von Liszt stammen, um Techniken, die dem Pianisten die Ausführung des in der Notation Festgelegten zum Teil erleichtern (Repetitionen sind dabei nur unter 
                                                    anderem zu finden) – allemal werden aber hier die Eigenschaften der Obertasten benutzt, die das schnelle und sichere Auffinden bestimmter Töne (linke Hand springt 
                                                    über die rechte) bequemer machen und die nicht nur für eine Begleitung, sondern auch thematisch herangezogen werden können. Schließlich werden die Obertasten auch von 
                                                    Komponisten (Chopin, Liszt, Balakirew) in einer Art von Hommage zusammengefasst, wobei Bezug genommen wird auf einen jedem Klavierspieler vertrauten Klang. Erst im 
                                                    Anschluss an diese Behandlung, geht es mit den Repetitionen weiter, und es werden Beobachtungen aus dem 20. Jahrhundert vorgetragen, welche die Methode Liszts aber bestätigen. So stammt von Franz Liszt die 1848 komponierte Konzert-Etüde Nr. 3 (bekannter als 
                                                    „Il Sospiro“ [der Seufzer]), in welcher die linke über die rechte Hand greift, um im Wechsel mit dieser Melodie und Thema zu spielen. Auch dieses Stück mit 
                                                    5 Obertasten steht in Des-Dur, so dass man gar behaupten könnte, die Wahl einer Tonart lege das Übergreifen der Hände nahe, oder anders ausgedrückt: das 
                                                    Übergreifen der Hände lasse Des-Dur oder eine andere Tonart mit vielen Obertasten wählen. [9c] Man denke an die Klavierbegleitung (große laute Akkorde zu Anfang) in 
                                                    Tschaikowskys Klavierkonzert Nr. 1, die in Des-Dur, nicht in B-Moll, steht. Des-Dur liegt hier besser in der Hand als jede Tonart mit wenigen Obertasten. Nebenbei sei Franz Liszts Transkription über Verdis Oper Rigoletto von 1859 
                                                    gedacht, welche hauptsächlich ebenfalls in Des-Dur steht. Besonders gegen Schluss transponieren die Oktaven, in denen beide Hände fortschreiten, die fünf Obertasten b-as-ges-es-des-(b) [etc.] zu den leitereigenen und eine Quarte tiefer liegenden Tönen f-es-des-b-as-(f) [etc.]. Dieses Ende erinnert auch an das Ende der Vision, der 
                                                    sechsten von Liszts Etudes d’exécution transcendente (1837/38), wo im vorletzten Takt eine Parallele in einem Oktavengang der linken Hand auffindbar ist. 
                                                    Die Pentatonik der fünf Obertasten setzt Liszt hier jedoch einen Halbton höher, so dass aus den Obertasten b-as-ges-es-des-(b) die Untertasten-Oktavfolge h-a-g- 
                                                    e-d-(h) wird. Die „Hommage an die Obertasten“ wird hier also ausschließlich von Untertasten erbracht und hat bereits etwas von einem Zitat. [9d] – Man vergleiche bei M. A. Balakirew eine ähnliche Technik in seiner 1869 komponierten Suite Islamej. [9e] Dass die Benutzung aller fünf Obertasten bereits von Frédéric Chopin am Ende 
                                                    seiner Etüde op. 10, Nr. 5 in Ges-Dur in der Originalgestalt verwendet wurde, sei nur beiläufig erwähnt, da es sich um ein sehr populäres Beispiel handelt (Chopins Etüden 
                                                    op. 10, 1829–1832 komponiert, sind Franz Liszt gewidmet). Mehr zu den Repetitionen: Von Franz Liszts Errungenschaften auf dem Gebiet der 
                                                    Repetitionen weiß ich nicht einmal, ob sie bewusst oder unbewusst entstanden sind. Zu seinen schwierigeren Übungen zählten sie aber gewiss, denn in einem Brief an den in 
                                                    Genf lebenden Pierre Wolff (junior) schrieb er am 2. Mai 1832 aus Paris: „[…] besides this I practise four to five hours of exercises (3rds, 6ths, 8ths, tremolos, 
                                                    repetition of notes, cadences, etc., etc.).“ (im Original in französischer Sprache) [9f] Der erste Satz von Beethovens Klaviersonate in F-Moll („Appassionata“) op. 57 von 
                                                    1804/05 enthält zahlreiche Ton-Repetitionen, die erst auf es, später auf as auszuführen sind (ein in der Reprise repetiertes c findet indes auf einer Untertaste statt). Die 
                                                    Tonfolgen besitzen freilich nicht Liszts hohe Geschwindigkeit. Als weiteres Beispiel sei Maurice Ravels Alborada del gracioso aus den Miroirs 
                                                    (1904–1905) angeführt, denn die hier verlangten schnellen Tonrepetionen liegen vornehmlich auf gis und fis und somit auf Obertasten. [9g] Deutlich werden auch die beiden Tasten-Ebenen in die Komposition aufgenommen, indem das fis in der linken 
                                                    Hand beibehalten wird, während das Spiel der rechten Hand die linke immer wieder unterläuft und eine eigene, rhythmisch und harmonisch weitgehend unabhängige Schicht 
                                                    bildet, die bereits orchestrale Züge trägt (etwa S. 38). Später wurde das Werk vom Komponisten in einer Weise instrumentiert, die glauben lässt, er habe bei dem früher 
                                                    entstandenen Klavier-Solostück bereits an eine Orchester-Fassung gedacht. Dass der Anfang von Mili Alexejewitsch Balakirews (1836–1910) orientalischer Suite Islamej [Islamey] op. 18 von 1869 (rev. 1902) gerade in Des-Dur steht, dürfte auch 
                                                    diesen beschriebenen Hintergrund der Tonrepetitionen auf den Obertasten haben, die in diesem Stück immer wieder auftreten. Balakirew war zwar manchmal von Chopin 
                                                    und Liszt beeinflusst, aber seine Originalität sei keineswegs in Frage gestellt (vgl. oben). Eine Überlegung scheint mir noch wert, im Rahmen der Repetitionen mitgeteilt 
                                                    zu werden. Unübersehbar ist, glaube ich, der Längenunterschied zwischen Ober- und Untertasten, der nur approximativ durch Bleinieten im Tasten-Inneren ausgeglichen 
                                                    werden kann. Geringe Abweichungen von einem errechenbaren Wert könnten bei einer großen Menge von gleichen Anschlägen durchaus ins Gewicht fallen. So habe ich bei einem auf YouTube festgehaltenen und veröffentlichten Test einen Spieler, den 
                                                    ungarischen Pianisten Bence Peter, bei der schnellstmöglichen Tonrepetition auf einem Flügel (Bösendorfer ENG SUB, eine Bezeichnung, die ich nicht kenne) beobachtet. 
                                                    Dabei war eher an seinem Vorspiel, in dem der später repetierte Ton mehrfach als Grundton auftrat, erkennbar, ob Bence eine Ober- oder Untertaste für seine 
                                                    Repetitionen benutzte, als an dem eigentlichen Test. Doch ich prüfte zumindest die Tonhöhe an einem eigenen Flügel nach und schlug den richtigen Ton als eingestrichenes cis an, der auch von Bence repetiert wurde (vgl. hier). [9h] Mit einer gewissen Übertreibung ließe sich aus dieser Sicht sogar der französische 
                                                    Impressionismus von Ravel und Debussy als Gegensatz zu Schönbergs atonalem (1909) und dann zwölftönigem Komponieren (1921) begreifen, da die Tastengestalt bei den 
                                                    Impressionisten als Spielbarkeit in den Klaviersatz eingeht, bei Schönberg indes, gleich allem anderen an Tonhöhen zufällig Vorfindbaren, wie bei einem abstrakten Instrument 
                                                    hingenommen und vollständig eingesetzt wird (es mag zum Teil daran liegen, dass Schönberg kein Pianist war). Bei Liszt scheinen mir diese Gegensätze noch vereint zu 
                                                    sein, doch ist auch dies eine Art der Stilisierung, die ihm so wenig wie die Bemerkung zu den Impressionisten oder Schönberg gerecht werden kann; vielleicht ist es mehr eine 
                                                    Frage einzelner Werke. Festzuhalten bleibt jedoch, dass man sich der Tastengestalt auch in anderer Funktion als in der deutschen, später sogar mathematischen 
                                                    Gleichberechtigung bedienen kann, deren Eigenschaften zum Teil die Folgerichtigkeit, die Konsequenz und schon gleichsam wissenschaftliche Nachvollziehbarkeit zu sein scheinen. Damit ist auch einer der Umstände genannt, die Literatur der Vergangenheit nicht auf 
                                                    neue, experimentelle Klaviaturen zu übertragen, denn die Beziehung zwischen Klaviatur und ihrer Musik ist zu respektieren und keine beliebige, die auf allen zwölf Stufen der 
                                                    chromatischen Skala gleich gute Resultate erbrächte. Musik und Klaviatur, welche von Komponisten, die noch selbst ihre Spieler waren, oft als Einheit betrachtet wurden 
                                                    (Transposition nur als Kompromiss), sind untrennbar miteinander verbunden, und die Auflösung dieser Bindung käme zumindest hier einer Bearbeitung gleich, wäre 
                                                    manchmal vielleicht sogar ein Verstoß gegen die Musik. Andersartige Klaviaturen mögen neue Dinge ermöglichen, doch auf ältere (nicht abgenutzte oder schadhafte) 
                                                    Klaviaturen zu verzichten, nur weil sie in derselben Zeit wie die auf ihnen entstandene Musik gebraucht wurden, scheint mir verfehlt und dem Irrtum zu verfallen, dass mit der 
                                                    Zeit notwendig alles besser werde. Dasselbe gilt vielleicht sogar für die anatomische Ausbildung der Hände, die nicht jeden beliebigen Stil mit derselben Vollkommenheit wiederzugeben vermögen.
                                                 Das mechanische Übernehmen einer Zwölftonreihe auf sämtliche Stufen einer 
                                                    Grundreihe mag in seiner theoretischen Form zwar angehen und für elektronische Musik besser zu rechtfertigen sein; das Verfahren sträubt sich jedoch gegen eine 
                                                    Übernahme der Musik auf eine andere Stufe der Klaviatur, denn die Verhältnisse der Hände auf den Tasten sind andere. Man komponiert ja in erster Linie nicht für das 
                                                    Papier, sondern für spielende Hände und hörende Ohren. Im orchestrierten Satz würden die höchsten wie die tiefsten Töne fraglich sein, da nicht jedes Instrument in der 
                                                    Lage ist, dieselben überhaupt zu produzieren, während diese Charakteristik bei einer jeden Transposition verlorengehen könnte. Dies gilt natürlich ebenso für sämtliche 
                                                    Transpositionen tonaler Musik – jeder Fall ist hingegen verschieden und bedarf seiner eigenen Überlegung und Lösung. In Fragen wie dieser lasse ich mich daher gerne vom 
                                                    Gegenteil des vielleicht allzu abstrakt Gesagten überzeugen.   Kapitel 4Erneuerungen der Klaviatur, experimentelle Tastaturen
 Gleichwohl eröffnen sich an dieser Stelle neue Möglichkeiten. Eine nicht diatonisch, 
                                                    sondern chromatisch begründete Klaviatur könnte etwa die 12 Halbtöne regelmäßig alternierend auf Unter- und Obertasten verteilen, so dass sich die zwei möglichen 
                                                    Formen der Ganztonleitern als Tastengattungen gegenüberstehen (Obertasten hier türkis, Untertasten rötlich, zwei c farblich hervorgehoben):
 
                                                     
                                                        
                                                            | 
                                                                    
                                                                        |   | cis |   | dis |   | f |   | g |   | a |   | h |   | cis |   | dis |   | f |   |  
                                                                        | c |   | d |   | e |   | fis |   | gis |   | ais |   | c |   | d |   | e |   | fis |  |  
 Dieses System wurde – mit vertauschter Unter- und Obertastenreihe – bereits 1843 
                                                        von William A. B. Lunn unter dem Pseudonym Arthur Wallbridge als Alternative zur diatonisch geprägten Klaviatur entwickelt. Er nannte es „sequential keyboard“ 
                                                        (sequenzierende Tastatur), und später propagierten und modifizierten andere das System mehrfach, wobei besonders Paul von Janko [Jankó] (1856–1919) zu nennen ist. [10]  Auch die Schriften von Heinrich Josef [Joseph] Vincent (1819–1901) [eigentlich „Winzenhörlein“] gehören in diesen Zusammenhang. Vincent propagierte in 
                                                        seiner Broschüre Die Neuklaviatur (1875) radikal die chromatische Anlage der Tastatur (das c fiel auch hier auf eine Obertaste), [10a] und Martin Vogel (1923–2007) betrachtete Vincent daher als einen der geistigen Wegbereiter der Wiener Zwölftonlehren im zwanzigsten Jahrhundert. [10b] Vincent verweist in seiner genannten Schrift darauf (S. 24), dass er „zugleich mit Bernhard Schumann (Arzt in 
                                                        Rhinow bei Rathenow [in der] Mark Brandenburg) auf die Neuklaviatur gekommen“ sei und betont an anderer Stelle (S. 19), dass Bernhard Schumann „vor 15 Jahren“ [in 
                                                        seinem Buch von 1859] bereits die Neuklaviatur in Vorschlag gebracht habe. Karl Bernhard Schumanns System [10c] ist in Franz Diettrich-Kalkhoffs Geschichte der Notenschrift (1907) neben noch anderen experimentellen Klaviaturen genannt, 
                                                        doch da in dieser Quelle (Tafel XVIII [die Tafeln sind nicht in dem Exemplar des Internet Archive vorhanden]) die Notennamen verwirren, sei die Abbildung aus 
                                                        Schumanns Schrift aus dem Jahre 1859 ergänzt, wo sich auch eine Erklärung der Klaviatur befindet. [10d].    
                                                         
 Karl Bernhard Schumanns Tastatur (1859) mit 2 + 4 Obertasten und 3 + 3 Untertasten
   Um die Oktavlagen der Töne leichter zu identifizieren, könnten beispielsweise die Untertasten eines jeden c rot eingefärbt sein (siehe vorstehende Tafel) [10e], oder man färbt je sechs chromatisch aufeinanderfolgende Tasten schachbrettartig schwarz und 
                                                            weiß ein, wobei zugleich die gesamte Klaviatur durch die Wiederholung des Musters übersichtlich gegliedert würde (türkis hinterlegte Töne = schwarze Tasten, die übrigen weiß):
 
                                                             
                                                                
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                                                                                |   | cis |   | dis |   | f |   | g |   | a |   | h |   | cis |   | dis |   | f |   |  
                                                                                | c |   | d |   | e |   | fis |   | gis |   | ais |   | c |   | d |   | e |   | fis |  |  Dieses Prinzip, das hier mangels praktischer Erfahrungen nur als gedankliches Modell 
                                                                herangezogen wird und das ich daher im Augenblick weder propagieren noch favorisieren möchte, reduziert beispielsweise Transponierungsschwierigkeiten von den 
                                                                zwölf möglichen Fällen (Oktavtransposition mitgerechnet) auf nur zwei, da die einzige Voraussetzung für eine Verwendung identischer Fingersätze der Beginn der 
                                                                Transposition in derselben Tastengattung wie die zu transponierende Musik ist. Für die verbleibende Tastengattung bedarf es eines zweiten Fingersatzes. Eine vollkommene 
                                                                Transponierbarkeit mit einem einzigen Fingersatz wird erst durch Gebrauch einer einzigen Tastengattung möglich oder durch ein komplexeres System wie etwa von 
                                                                Jankos Klaviatur. Im Hinblick auf die Transponierbarkeit auf dem Klavier, die wie bei den meisten anderen Instrumenten auf grifftechnische Probleme stößt, nähert man sich 
                                                                hier jenen klaviergeschichtlichen Versuchen (schon seit 1600), durch eine Verschiebung der Spielmechanik (wie beim Una-corda-Pedal) Tonarten ohne jede 
                                                                Änderung von Fingersätzen und Griffen zu transponieren. Die Verschiebung bewirkte offenbar Transpositionen bis um eine volle Oktave. [11]
 Zwar gibt es für die Transponierbarkeit derzeit keinen hervorgehobenen Bedarf, doch 
                                                                rücken diese Überlegungen die enge Verbindung von Transposition und Fingersatz (Anschlagsart) wieder ins Licht. Die Neuordnung der Finger auf den Tasten ist für den 
                                                                Transponierenden das zentrale Problem, zu dem, sofern man das Original nicht auswendig kennt, die Entzifferung und Umdeutung von Intervallen hinzukommt. Dass 
                                                                ein von C- nach Cis-Dur transponiertes Stück anders klingt, hat seine Ursache dabei nicht nur in der physikalisch-akustischen Anhebung aller Tonhöhen, in neuen Oberton- 
                                                                und Resonanzverhältnissen im Innern des Instrumentes und so weiter, sondern darüber hinaus auch in veränderten Fingerspannungen, welche die Ausführung zum Teil 
                                                                erleichtern, zum Teil erschweren, hier eine Übernahme der alten Fingersätze erlauben, dort neue erzwingen. Die Transposition verursacht stets eine Veränderung der Spielart, die auf die Finger 
                                                                gelegentlich wie das Spiel auf einem fremden Instrument wirkt, dessen Eigenheiten, Vorzüge wie Nachteile, erst kennen zu lernen sind. Die Tonart verschmilzt mit den 
                                                                Fingerbewegungen auf den Tasten zu einer unauflöslichen Einheit, und so könnten durch den weitgehenden Verzicht auf neue Fingersätze bei einer chromatischen 
                                                                Tastatur die Eigenfarben der Tonarten unverstellter, in gleichsam neutralisierter Form hervortreten. Die Transposition ist gleichzusetzen mit einer spezifischen Modifikation 
                                                                der Interpretation und wird stets ein Element derselben, ob man dies als Hörer wahrnimmt oder nicht. Ebenso deutlich ist, dass auch das verwendete Klaviatursystem 
                                                                durch die Charakteristik seiner Bespielbarkeit stets ein Bestandteil der Interpretation sein wird. Wichtiger wäre vielleicht, dass gleiche Intervalle gleiche Strecken auf der Tastatur 
                                                                in Anspruch nehmen und die akustischen Abstände zwischen den Tönen denen auf den Tasten besser entsprechen. Die diatonische Tastenanlage verzerrt die Intervalle, denn 
                                                                da bereits die kleine und große Sekund auf den Untertasten gleich großen Raum einnehmen, überträgt sich die Irritation auf alle anderen Intervalle (siehe oben).
                                                             Als Notation der chromatisch regelmäßig alternierenden Tastengattungen käme vielleicht ein Notensystem mit sechs äquidistanten Linien in Frage, wobei die 
                                                                Notenköpfe zwischen den Linien die Untertasten, die auf den Linien die Obertasten bezeichnen könnten. [11a] Zusätzlich sei angeregt, die Stimmung des Instrumentes im Sinne einer Enharmonik zu 
                                                                modifizieren: Die ohnehin in den Vordergrund tretende Chromatik könnte hierbei sogar eine Vervollständigung erfahren, da sich die enharmonischen Halbtöne zwischen den 
                                                                diatonischen Ganztönen grundsätzlich einbeziehen lassen (c, d, e, f, g, a, h; cis, dis, fis, gis, ais; des, es, ges, as, b sowie fes und ces). [12]  Eine von vielen Möglichkeiten könnte beispielsweise so aussehen, dass die zwölf Töne einer Oktave alternierend 
                                                                einmal mit den erhöhten, einmal mit den erniedrigten Intervallen eingestimmt werden (Aufteilung in Ober- und Untertasten wie oben):
 
                                                                 
                                                                    
                                                                        | 
                                                                                
                                                                                    |   | cis |   | dis |   | f |   | g |   | a |   | h |   | des |   | es |   | f |   | g |   | a |   | h |  
                                                                                    | c |   | d |   | e |   | fis |   | gis |   | ais |   | c |   | d |   | e |   | ges |   | as |   | b |   |  |  
 Andere Verteilungen auf die Oktavlagen sind natürlich ebenso denkbar und hängen von den musikalischen Zielen ab, die man im einzelnen verfolgt.     Fortsetzung Teil 2     Anmerkungen zu Teil 1 [1] Herbert Henck, Klaviercluster. Geschichte, Theorie und Praxis einer 
                                                                    Klanggestalt (Reihe Signale aus Köln, Beiträge zur Musik der Zeit, hg. von 
                                                                    Christoph von Blumröder, Band 9), Münster: Lit-Verlag, 2004, S. 135 f. [2] Vgl. Hans Joachim Moser, [Artikel] Diatonik – Chromatik – Enharmonik (Spalte 403–409), in: Die Musik in Geschichte und Gegenwart, Bd. 3, © 1954, 
                                                                    Reprint 1989, Sp. 404. [3] Zu den Breitenunterschieden der einzelnen Tasten, die sich leicht mit einem Nonius 
                                                                    nachmessen lassen, vgl. Nicolas Meeùs, [Artikel] Keyboard (Seite 381 bis 383), in: The New Grove Dictionary of Musical Instruments, [Volume] 2, G to O, London 
                                                                    1984, Seite 382–383: 2. Layout. [4] Vgl. dazu den Aufsatz des Verfassers Klavierglissandi. Ein Beitrag zur experimentellen Pianistik (= S. 70–98), in: ders., Experimentelle Pianistik. 
                                                                    Improvisation, Interpretation, Komposition. Schriften zur Klaviermusik (1982 bis 1992), Mainz (u. a.): B. Schott's Söhne (Editionsnr. ED 8152), 1994; hier besonders 
                                                                    S. 90–95 das Kapitel V: Das echtchromatische Glissando. [4a] Hans Joachim Moser, Bernhard Ziehn (1845–1912). Der deutsch-amerikanische Musiktheoretiker, in: Jahrbuch der Musikwelt. The Yearbook of 
                                                                    the Music World. Annuaire du monde musical, hg. von Herbert Barth, Redaktion: Richard Schaal, 1. Jg. (1949/50 [mehr nicht erschienen]), Bayreuth: Verlag Julius 
                                                                    Steeger, 1949, S. (208)–298; hier S. 227–228 (hier auch die beiden Abbildungen). 
                                                                    (Der Aufsatz erschien unter demselben Titel im selben Verlag 1950 als separate Veröffentlichung.) Einem musikpädagogisch orientierten Gebrauch der Symmetrien von 
                                                                    Tasten begegnet man auch in folgendem Buch: Helmut K(arl) H(einz) Lange (geb. 1928), So spiele und lehre ich Chopin. Analysen und Interpretationen, Stuttgart: Franz Steiner Verlag, 1993, hier S. 42 ff. (Kapitel 7: Das Palindrom) sowie S. 132 
                                                                    im Abschnitt Die doppelgriffigen chromatischen Tonleitern. [4b] Ebd., S. 227. Auf die symmetrischen Skalen und Akkorde kommt Moser auf  
                                                                    Seite 287 ff. zu sprechen. – Ferruccio Busonis Aufsatz Die ‘Gotiker von Chicago, Illinois’ ist am Ende der folgenden Anmerkung [4c] erwähnt (vgl. Google Books, S. 396, rechte Spalte, mit Quellenbeleg). [4c] Siehe besonders: Bernhard Ziehn, Canonical Studies. A New Technic in 
                                                                    Composition. Canonische Studien. Eine neue Compositions-Technik, Milwaukee, Wis[consin]: W[illiam] A. Kaun Music / Berlin, Germ[any]: Richard Kaun Musik 
                                                                    Verlag, Copyright 1912 by Emma Ziehn, II + 210 S.; deutsch-englische Ausgabe; Download unter http://archive. org/details/canonicalstudies00ziehuoft. Zu Ziehn vgl. 
                                                                    auch Bernhard Ziehn, Manual of Harmony, theoretical and practical, Vol. I [„the second volume survives in manuscript“], Milwaukee, Wis.: Wm. A. Kaun Music / 
                                                                    Berlin, Germ.: Richard Kaun Musik Verlag, Copyright MCMVII [1907] by Bernhard Ziehn, 115 S., englische Ausgabe; Download unter: http://archive.org/details/manualharmonyth00ziehgoog. Siehe auch den Abschnitt Bernhard Ziehn 
                                                                    (1845–1912), in: David Damschroder / David Russell Williams, Music theory from Zarlino to Schenker. A Bibliography and Guide, Stuyvesant, NY: Pendragon Press, 
                                                                    1990 (Harmonologia Series, No. 4), S. 395 f.; Teil-Download bei Google Books. [4d] Vgl. die mp3-Midi-Wiedergabe sowie die Partitur als pdf-Datei. Auf der Webseite Recordings of Kyle Gann’s Music ist auch ein Kommentar zu der Chicago 
                                                                    Spiral zu finden. [5] Vgl. zu diesem Problem vom Verfasser den Aufsatz Notation als Fehlerquelle. Idiosynkrasien eines Interpreten, in: Experimentelle Pianistik, a. a. O. (Anm. 4), S. 105–110. [5a] Vgl. Karl Jung und Hubert Unverricht, Artikel Klavier, in MGG 7 (1958), 
                                                                    Abbildung 14 in Spalte 1114 (Bogenklaviatur und Strahlenklaviatur) sowie Text-Sp. 1117. [5b] Hans Joachim Moser, [Artikel] Fingersatz, in: ders., Musiklexikon [1. Aufl.], 
                                                                    Berlin: Max Hesses Verlag, 1935, S.221–222; hier S. 222. [5c] Kurt Schubert, Die Technik des Klavierspiels aus dem Geiste des musikalischen Kunstwerkes, 3. Aufl., Berlin: Walter de Gruyter, 1954 (Reihe: Sammlung Göschen, Bd. 1045), S. 70.
                                                                 [5d] Hans Joachim Moser, [Artikel] Liniensystem, in: ders., Musiklexikon, Dritte, 
                                                                    völlig umgearbeitete Aufl., Hamburg: Musikverlag Hans Sikorski, 1951, S. 636 f.; hier 
                                                                    S. 637. Moser gibt hier auch drei Beispiele, wie die Notenlinien mit Tönen zu belegen bzw. mit unterschiedlichen Abständen zu versehen wären, um die zwölf Halbtöne 
                                                                    korrekt zu repräsentieren. [5e] Ein weiterer Irrtum, dessen Opfer ich wurde, sei im Folgenden kurz beschrieben. 
                                                                    Wie sehr ich als Spieler von einer Tastatur und deren Begrenzungen auf der linken und 
                                                                    rechten Seite nämlich abhängig bin, wurde mir erst bewusst, als ich ständig auf einem 
                                                                    „Bösendorfer Imperial“ musizierte, der bekanntlich im tiefsten Bass über neun Tasten mehr als andere Flügel verfügt und solchermaßen vom tiefsten bis zum höchsten Ton 
                                                                    acht ganze Oktaven besitzt. Dieser um etwa 12 cm größere Umfang der Tastatur, der dem Instrument insgesamt auch größere Abmessungen verleiht, bereitete mir zunächst 
                                                                    immer wieder Schwierigkeiten, sobald Basstöne in einer Komposition gleichsam blind oder mit sehr kurzer Möglichkeit der optischen Orientierung anzuschlagen waren, und 
                                                                    ich vergriff mich öfters im Bass, wo das Spielfeld erweitert war. Aus meiner Schwierigkeit, die sich durch regelmäßiges Spiel auf diesem Flügel-Modell beheben 
                                                                    ließ, erkannte ich jedoch die Bedeutung, welche den Begrenzungen einer Tastatur zukommt. Eine durchgängig schwarze Färbung dieser zusätzlichen Tasten oder eine 
                                                                    Klappe darüber (die Tasten werden nur ausnahmsweise wie andere angeschlagen), lösten das Problem nur zum Teil, da man sich als Spieler auch daran orientiert, wie das 
                                                                    Instrument als Ganzes begrenzt ist und wo die Tastatur aufhört. Solches kommt jedoch nur dann zur Geltung, wenn man das Konventionelle als „Natürliches“ empfindet, was 
                                                                    besonders dann eintritt, sobald man sich den Gegebenheiten eines solchen erweiterten Instruments unerwartet gegenübersieht und mit dessen Eigenheiten nicht vertraut ist. [6] Vgl. Josef Matthias Hauer, Zwölftontechnik. Die Lehre von den Tropen (ders., Theoretische Schriften, Bd. II), Wien, New York: Universal-Edition A.G., [1926], 
                                                                    Seite 3. (Kursives im Original gesperrt.) – Vgl. hierzu auch Wilhelm Keller, Integralnotation. Zur Diskussion um eine Notenschriftreform, in: Zeitschrift für 
                                                                    Musik, 116. Jg., Heft 8/9, Regensburg 1955, S. 476–481; hier zu Hauers Notation S. 479 f. – Dass Busonis Notationsmodell von Schönbergs Klavierstücken op. 11 
                                                                    angeregt wurde, erwähnt Rudolf Stephan in seinem Aufsatz Über Josef Matthias Hauer, in: Archiv für Musikwissenschaft, hg. von Wilibald Gurlitt, 18. Jg., H. 3/4, 
                                                                    Trossingen 1961, S. (265)–293; hier in der Fußnote auf S. 266. [7] Vgl. Ferruccio Busoni, Versuch einer organischen Clavier-Noten-Schrift, 
                                                                    faksimilierter Abdruck des handschriftlichen Entwurfs, in: Reinhard Ermen, Ferruccio Busoni, Reinbek: Rowohlt, August 1996, (= Rowohlt Monographie [Bd.] 483); hier 
                                                                    S. (80)–(81). Publikation: Leipzig 1910. [8] Vgl. Johannes Wolf, Handbuch der Notationskunde, II. Teil: Tonschriften der Neuzeit, Leipzig 1919, Reprint: Hildesheim: Georg Olms Verlagsbuchhandlung, 1963, 
                                                                    S. 358–359. [8a] Vgl. dazu Othmar Steinbauer, Lehrbuch der Klangreihen-Komposition. Melos und Sinfonie der zwölf Töne, Als Manuskript herausgegeben vom Seminar für 
                                                                    Klangreihenkomposition in Wien, vervielfältigtes Typoskript, 114 Blätter sowie 
                                                                    Anlagen; Vorwort datiert (Blatt 5): „Wien, im Herbst 1960“. Hier Blatt 64–69: Die Zwölfton-Notenschrift. Hinweis von Johann Sengstschmid, St. Pölten. Hierzu die 
                                                                    Website Johann Sengstschmid, Panchromatische Überlegungen. [8b]  Das Verfahren, jede Note mit einem Vorzeichen zu bedenken (unmittelbar 
                                                                    repetierte Noten werden ausgenommen), wurde zu einer Art Merkmal, ja einem Markenzeichen der Dodekaphonie, dem man beispielsweise auch in den frühen 
                                                                    Klavierwerken von Boulez oder Stockhausen begegnet. Selbst die erste Note des Klavierstücks I von Stockhausen, die eine Untertaste bezeichnet, erhält dort ein 
                                                                    Auflösungszeichen, das sich, da es genau genommen nichts aufzulösen gibt, nur aus dieser von Schönberg kommenden Tradition erklären lässt. Sichtbar wird hier 
                                                                    der Versuch, sich der Schwerkraft der im Notenbild fortlebenden Diatonik zu erwehren und auch optisch durch eine grundsätzliche Bezeichung aller Noten ihre 
                                                                    Gleichrangigkeit zu repräsentieren.
 Bei dieser Gelegenheit sei das Folgende angesprochen: Das Nichtzählen, also 
                                                                    das Ausklammern wiederholter Töne, das im Rahmen der Zwölftontechnik zu beobachten ist, widerspricht meines Erachtens der Absicht, nicht einen der Töne 
                                                                    hervortreten zu lassen und die Wiederholung einer Tonhöhe grundsätzlich erst dann zu erlauben, sobald alle elf anderen Töne in Erscheinung getreten waren. Die 
                                                                    Wiederholung von Tönen schafft genau jene Schwerpunkte erneut, die es gemäß den Regeln der Zwölftontechnik gerade zu vermeiden galt, und man kann sich 
                                                                    in Schönbergs Präludium seiner Suite op. 25 (1921–1923) davon eine Vorstellung 
                                                                    machen, wo mehrfach repetierte Töne auftreten (etwa in T. 3–5). Die Repetition muss 
                                                                    freilich nicht auf einen einzigen Ton beschränkt sein, sondern kann ebenso zu einer wiederholten Figur gehören, wie beispielsweise am Anfang (später noch mehrfach) des Intermezzo in derselben Suite.
 [9] Vgl. hierzu „A Letter from Mr. John Freke F. R. S. [Fellow of the Royal Society] Surgeon to St. Bartholomew’s Hospital, to the President of the Royal Society, 
                                                                    inclosing a Paper of the late Rev. Mr. Creed, concerning a Machine to write down Extempore Voluntaries, or other Pieces of Music“, in: Philosophical Transactions, 
                                                                    No. 483 (for the months March, April, and May), Vol. XLIV, P[art] II, London 1747, S. 445–450. Die Zeitschrift ist im Internet zugänglich auf den Webseiten von Gallica. – Freke wird nach Gerbers Lexikon „Freake“ buchstabiert. Er starb nach demselben 
                                                                    Lexikon bereits 1717, vgl. den Artikel Freake (Iohn) in: Ernst Ludwig Gerber, Neues historisch=biographisches Lexikon der Tonkünstler […], Zweyter Theil E–I, 
                                                                    Leipzig: A. Kühnel, 1812, Spalte 188 (pdf, S. 105/435). Der Artikel Gerbers geht vornehmlich auf Freakes genannten und nur scheinbar postum veröffentlichten Beitrag in den Philosophical Transactions von 1747 ein. (Creed ist in Band I des Lexikons 
                                                                    nicht mit einem eigenen Artikel behandelt.) Vermutlich verwechselte Gerber aber den 
                                                                    gleichnamigen Vater, der ebenfalls „surgeon“ war und 1717 verstarb, mit dem Sohn John Freke (1688–1756). Download des Gerber-Lexikons hier. [9/9a] Verwiesen sei auch auf den Baudot-Code (Fernschreib-Code), dessen Gerät 
                                                                    zur Herstellung des codierten Texts ebenfalls über fünf Tasten verfügte (1870). Diese Anlage war offenbar von den fünf Obertasten eines Klaviers beeinflusst, denn hier hatte 
                                                                    man es nur mit 2 + 3 Tasten zu tun, so dass man das Gerät auch Clavier Baudot nannte. (Abbildung und zugehöriger Artikel). [9a]  Die A-Moll-Fassung findet man als Grande Fantaisie de Bravoure sur la 
                                                                    Clochette de Paganini (op. 2) von 1834; die Noten stehen in der am Ende dieser Anmerkung genannten Ausgabe als Abteilung II, Bd. II (Revision: Ferruccio Busoni, 
                                                                    datiert: September 1911), S. 2 (100)–S. 31 (129), Online-Ausgabe.
                                                                 Die As-Moll-Fassung steht in derselben Ausgabe als Nr. 3, Campanella, in Liszts Etudes d’Exécution transcendante d’après Paganini von 1838; Noten in Abt. II, 
                                                                    Bd. III, S. 22–29, Online-Ausgabe.
                                                                 Schließlich das Werk im großen (endgültigen) Format: La Campanella in Gis-Moll als Nr. 3 der Grandes Etudes de Paganini (zweite Ausgabe, komponiert 1838, 
                                                                    Umarbeitung 1851), Noten in Abt. II, Bd. III, S. 17 (77)–S. 25 (85), Online-Ausgabe.
                                                                 Zitiert wird nach folgender Ausgabe: Franz Liszt, Musikalische Werke, hg. von 
                                                                    der „Franz Liszt-Stiftung“, Leipzig: Breitkopf & Härtel, verschiedene Herausgeber und 
                                                                    Jahrgänge [beginnend ca. 1910 ff.], digitalisiert von der Bayerischen Staatsbibliothek München siehe unter http://daten.digitale-sammlungen.de/~db/ausgaben/uni_ausgabe. 
                                                                    html?projekt=1193812455 (in der Internet-Übersicht sind die lateinischen Ziffern 
                                                                    durch arabische ersetzt: Bd. 2,3 = Abt. II, Bd. III). Es handelt sich hierbei um die sogenannte „Carl-Alexander-Ausgabe“. Darauf hingewiesen sei, dass es sich bei den drei Fassungen von Liszts Campanella 
                                                                    (A-Moll, As-Moll und Gis-Moll) jeweils um eigenständige Kompositionen, nicht um bloße Transpositionen handelt. Diese Fassungen haben zwar als gemeinsamen 
                                                                    Mittelpunkt Niccolo Paganinis „Glöckchen“-Thema (Variationen), sind darüber hinaus jedoch weitgehend unabhängig. [9b] Ausgabe wie unter [9a] (vierter Absatz), Abt. II, Bd. XII: Ungarische 
                                                                    Rhapsodien für Pianoforte zu zwei Händen, Revision: Peter Raabe; Datierung der Ausgabe auf S. XV: im Frühjahr 1926, S. 1 (17)–S. 16 (32), Online-Ausgabe. 
                                                                    Hier eine Seite S. 7 (23) mit den Cis-Repetitionen (Online-Ausgabe).
                                                                 [9c] Ausgabe wie unter [9a], Abt. II, Bd. III: Etüden für Pianoforte zu zwei Händen 
                                                                    (wie oben), Franz Liszt, Drei Konzert-Etüden (komponiert 1848), S. 2 (114) bis S. 27 (139); hier Nr. 3 auf S. 19 (131) ff. (Online-Ausgabe).
                                                                 [9d] Online-Ausgabe, Abt. II, Bd. II (wie Anm. [9a]), Vorwort datiert: „Berlin, im 
                                                                    September 1911 Ferruccio Busoni“; hier S. 43, vorletzter Takt. (Liszt stimmt auf 
                                                                    dieses Ende 4 und 6 Takte zuvor ein.) [9e] Auf der viertletzten Seite (S. 15 von 18) schreibt Balakirew vor dem einzigen 
                                                                    Glissando des Stückes eine Transposition der Obertasten (b-as-ges-es-des-b- usw.) auf die Untertasten (a-g-f-d-c-a- usw.) in beidhändigen um ein Sechzehntel versetzten 
                                                                    Doppeloktaven (vgl. Anm. [9d]), ein Verfahren, das sowohl Chopin wie Liszt (mutatis mutandis) anwandten. Siehe auch oben. [9f] Letters of Franz Liszt,Vol. I, New York, N.Y. 10012: Haskell House Publishers 
                                                                    Ltd., 1894 [London: H. Grevel 1894], Textausgabe [Link veraltet, 20.2.2019] im „Project Gutenberg“; bei „Google Books“ als Brief Nr. 5, S. 7–10, hier Zitat auf S. 8. [9g] Maurice Ravel, Miroirs (Piano), London: Schott & Co., Ltd. (Copyright by 
                                                                    E. Demets 1906); vgl. die Repetitionen auf S. 34–35 oder S. 41–42. – Ähnliches ist in Ravels Scarbo aus seinem Gaspard de la nuit (1908) oder in Balakirews Islamej zu 
                                                                    beobachten. [9h] Es handelte sich um folgende Veranstaltung: „BENCE PETER breaking the GUINNESS WORLD RECORD of the ,most piano key hits in one minute‘“ (Video- 
                                                                    und Audio-Aufnahmen in Debrecin, Ungarn, am 15. Januar 2012 im Kolscey Convention Center). Soweit ich die Ansage der Moderation verstand, brach Bence 
                                                                    den Rekord, indem er 765 Anschläge pro Minute ausführte und damit den bisherigen Rekord von 669 Anschlägen aus dem Jahre 2011 (Sai Manapragada, USA) um fast 
                                                                    100 Anschläge übertraf. Auch die Kamera, welche die Tasten durch die Hände von Manapragada live filmen musste, liess beim eigentlichen Test unklar, ob der Pianist eine 
                                                                    Ober- oder Untertaste verwendete. Die Tonhöhe, die mir jedoch dieselbe wie bei Bence Peter zu sein schien, ist jedenfalls kein sicherer Beweis und allenfalls ein 
                                                                    Hinweis, da sich diese Saiten leicht umstimmen lassen und die Spannung der Saiten auch eine Rolle für ihre Fähigkeit, sauber zu repetieren, spielen mag. [10] Paul von Janko erfand 1882 die nach ihm benannte „Janko-Klaviatur“, in der drei 
                                                                    Reihen von Ober- und Untertasten, also insgesamt sechs Tastenreihen, terrassenförmig angelegt sind. Auch der Wiener „Chroma-Verein des Gleichstufigen Tonsystems“ 
                                                                    (1875–1877) setzte sich für eine chromatische Klaviatur ein. Vgl. N. Meeùs, a. a. O. (s. Anm. 3), S. 383: 3. Experimental Keyboards (mit Abbildung der Janko-Tastatur); 
                                                                    Klaus-Georg Pohl, Die Jankó-Klaviatur, Hausarbeit für die Zulassung zur staatlichen Musiklehrerprüfung, Musikhochschule des Rheinlandes, Grenzlandinstitut Aachen, o. J. 
                                                                    (Datierung der Bibliothek: 21.1.[19]88), 74 S. sowie Friedrich Wilhelm Riedel, [Artikel] Klavier (=  Sp. 1090–1101), in: Die Musik in Geschichte und Gegenwart, 
                                                                    Bd. 7, © 1958, Reprint 1989, Sp. 1095. Vgl. auch Hans Heinz Draeger, [Artikel] Janko, Paul von, ebd., Bd. 6, © 1957, Reprint 1989, Sp. 1709–1713. Hier auch das 
                                                                    Photo eines Pianinos mit Janko- und Normalklaviatur (Sp. 1711). [10a] Zu Vincent vgl. Alfred Einstein (Bearb.), Hugo Riemanns Musiklexikon, 
                                                                    11. Auflage, Berlin: Max Hesses Verlag, 1929, Bd. 2, S. 1944 den Artikel Vincent (eigentlich Winzenhörlein), Heinrich Joseph; ferner Paul Frank/Wilhelm Altmann, Kurzgefaßtes Tonkünstler-Lexikon, Erster Teil: Neudruck der Ausgabe von 1936, 
                                                                    15. Aufl., Wilhelmshaven: Heinrichhofen’s Verlag, © 1971, S. 653; ferner Deutsche Biographische Enzyklopädie, hg. von Walther Killy und Rudolf Vierhaus, Bd. 10, 
                                                                    München: Saur, 1999, S. 211. Bei dem erwähnten Druck handelt es sich um Heinrich Josef Vincent, Die Neuklaviatur. Ihre Vortheile gegenüber den Nachtheilen der 
                                                                    alten. Ein Aufruf zur Beherzigung an alle Musiker und Dilettanten, Klavier-Lehrer und Fabrikanten, Malchin: Adolph Hothan, Buch- und Musikalienhandlung, 
                                                                    1875 (vorhanden in der Herzog-August-Bibliothek, Wolfenbüttel); pdf-download unter der URL http://vlp.mpiwg-berlin.mpg.de/library/download2.html?litID=lit38212&pn=2. – Eine Übersicht über die Problematik, die zeigt, dass sich viele Generationen mit ihr befassten, stammt von M[elchior] E[rnst] Sachs (1843–1917
                                                                    ) und trägt den Titel: Vortrag über den Nutzen der Einführung einer auf die Gleichberechtigung der zwölf Töne unseres temperirten Tonsystems gegründeten 
                                                                    Theorie, Schrift und Tastenordnung, gehalten bei der allgemeinen deutschen Lehrerversammlung zu Darmstadt, Pfingsten 1885 von M. E. Sachs, k[öniglicher] 
                                                                    Professor in München, München: Gedruckt bei J. Gotteswinter, 1885; pdf-Download hier (URL der Staatsbibliothek München, Signatur: Mus. th. 2872).
                                                                 [10b] Vgl. dazu Martin Vogel, Schönberg und die Folgen. Die Irrwege der Neuen Musik, Teil 1: Schönberg, Bonn: Verlag für systematische Musikwissenschaft GmbH, 
                                                                    1984 (Orpheus-Schriftenreihe zu Grundfragen der Musik, hg. von Martin Vogel, 
                                                                    Bd. 35); hier besonders S. 126 f. und 297 f. – Mit Recht verweist Vogel auf Vincents Die Zwölfzahl in der Tonwelt, in: Musik-Instrumenten-Zeitung. Fach- und 
                                                                    Anzeigenblatt für Fabrikation, Handel u. Export von Musik-Instrumenten aller Art, Jg. 1892–1893, No. 52, Berlin, 23. September 1893, Seite 982 f.; mit einem 
                                                                    Brief von Vincent (Wien, 23.8.1893). [10c] Karl Bernhard Schumann, Vorschläge zu einer gründlichen Reform in der 
                                                                    Musik durch Einführung eines höchst einfachen und naturgemässen Ton- und Notensystems nebst Beschreibung einer nach diesem System construirten Tastatur für das Fortepiano, Berlin: Verlag der Gsellius’schen Buchhandlung, 1859, 
                                                                    (25) Seiten (pdf); zum Teil zitiert nach Dittrich-Kalkhoff (wie Anm. [10d], Seite 151). Download von der Webseite der Eastman School of Music (Rochester).
                                                                 [10d] Franz Diettrich-Kalkhoff, Geschichte der Notenschrift, mit 3 Abbildungen, 18 
                                                                    Tabellen und zahlreichen Notenbeispielen im Text, Jauer in Schlesien: Verlag von Oskar Hellmann, 1907 (vorhanden in der SUB Göttingen, worin auch die Tafeln sind). 
                                                                    – Die Abbildung, die hier reproduziert ist, befindet sich auf S. 11 in dem Druck von 1859 (vgl. Anm. 10c). [10e] Heinrich Josef Vincent zitiert in seiner Schrift Neuklaviatur aus einem Brief 
                                                                    von G. Hüllmann, dem Leiter der bedeutenden Königsberger Klavierbaufirma Carl Julius Gebauhr (1809–1881), dass dieser „den schmalen Ausläufer des C roth gefärbt, 
                                                                    und das G (Quinte, Tonart mit #) weiss gemacht“ hat (wie Anm. 10a, S. 36). Hüllmann 
                                                                    hatte bei dem Erscheinen von Vincents Schrift bereits eine Neuklaviatur anfertigen lassen und in der Praxis erprobt (ebd., S. [5]). [11] Vgl. hierzu F. W. Riedel (siehe Anm. 10), Sp. 1095. [11a]  Zu Vincents Diskussion eines vier- bzw. sechszeiligen Notensystems siehe das Kapitel Unsere Notation (Anm. 10a, S. 18 f.). Analog zur „Neuklaviatur“ wird der „Neuschlüssel“ propagiert. [12] Vgl. H. J. Moser (siehe Anm. 2), Sp. 403–409; hier zur neunzehntönigen 
                                                                    chromatischen Skala Sp. 405 unten.     Fortsetzung Teil 2     Entstanden: Grundfassung 6. Juli 1994 bis November 1997; zahlreiche Ergänzungen
                                                                    Erste Eingabe ins Internet:  Donnerstag,  25. Oktober 2001
 Letzte Änderung:  Mittwoch, 20. Februar 2019
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