Der heißeste Tag des Jahres

 

Der heißeste Tag des Jahres

 

 

von
 

Herbert Henck

 

 

Heute, am 19. August 2012, ist wahrscheinlich der bisher heißeste Tag in diesem Jahr. Es sind 31 Grad Celsius im Schatten, und meine linke Seite schmerzt ohne Unterlass. Durch Zufall stellte ich fest, dass heute der 109. Geburtstag von Johann Ludwig Trepulka ist; Hauer war vermutlich begeistert, dass dieser Tag, wie sein eigener Geburtstag, auf einen 19. fiel, denn dieser Primzahl verdankte er nicht nur sein Leben, sondern sie war ihm zu einer Art von Vorbedeutung geworden (wie für Arnold Schönberg oder Richard Wagner die 13).

Mehr als ein Dutzendmal habe ich bedauert, dass ich das Manuskript von Trepulkas op. 2 noch nicht bekommen habe, und so schreibe ich vieles in einer Hilfsdatei auf, in der ich das Notwendigste festhalten und die ich später auch leicht korrigieren kann. Die Korrekturen an bisher Verfasstem sind aber gleich lästig wie aufwändig; alles muss drei oder viernal von Neuem begonnen werden, um den Sinn sofort einsichtig zu machen und bremsende Wiederholungen von Wörtern zu vermeiden. Aber wie viele Menschen lesen das und merken einen Unterschied? Hochgerechnet 0,0 Prozent der Bevölkerung.

Seit Tagen mühe ich mich, einige ältere Bücher bei ebay einzustellen. Um überhaupt etwas in Gang zu bringen und die Liebhaber von Versteigerungen auf den Plan zu rufen, habe ich alle der etwa zwei Dutzend Bücher zum Mindestpreis von 1 Euro und einem Versandpreis von reinen Selbstkosten an Porto genannt, Verpackung sowie ihre Beschaffung und Sonstiges bleiben unberechnet. Aber irgend etwas muss ich erneut falsch gemacht und nicht berücksichtigt haben, denn selbst so bleibt es nur bei spärlichsten Geboten, die fast nie das Mindestgebot überschreiten, und ich sehe voraus, dass ich einmal mehr nicht das Richtige getan habe, um etwas mehr Geld zu verdienen. Die Preise von Strom, Wasser, Benzin und Heizöl, jetzt auch noch von Brot und Mehl gehen indes unaufhörlich und erbarmungslos in die Höhe, und meine kleine Rente kann bei diesem Wettlauf nicht mithalten. Dabei vergisst man die kleinen Beträge so leicht und ergötzt sich lieber an den Beträgen von Milliarden und Billionen, die stets gut sind für die Aufmerksamkeit des Publikums. So sinkt mein Kontostand Woche um Woche, und ich sehe keine Möglichkeit, diesen Vorgang aufzuhalten. Und billiger kann man kaum noch etwas einem größeren Kreis anbieten, so dass es am Preis allein nicht liegen kann. Entweder besitze ich nicht die heute verkäuflichen Bücher oder es fehlt mir an Nimbus. Wahrscheinlich stimmt beides.


ca. 19. August 2012

 

 

Erste Eingabe ins Internet:  August 2015
Letzte Änderung:  Mittwoch, 4. Mai 2016

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